Online! Weltmeister Carlsen ladt ein
OSLO - Weltmeister Magnus Carlsen (29) will den Globus nun auch online erobern. Als Treibstoff hat der Norweger in der Corona-Krise ein Superturnier aus dem Ärmel geschüttelt.
Der Champion sieht in der aktuellen Situation eine Chance für das königliche Spiel: „Ein historischer Moment für Schach. Es ist möglich, den Profisport in einer Online-Umgebung fortzuführen.“Deshalb habe man nicht nur die Möglichkeit, „sondern auch die Verantwortung gegenüber Spielern und Fans, die während der Abstinenz anderer Live-Sportarten eine Ablenkung brauchen“.
Den Worten ließ Carlsen Taten folgen. Von Sonnabend bis 3. Mai findet ein nach ihm benanntes Einladungsturnier mit acht der weltbesten Großmeister, u.a. Fabiano Caruana (USA) und Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich), statt. Gespielt wird mit verkürzter Bedenkzeit, der Preisfonds beträgt 250 000 Dollar.
Superturnier
Derzeit profitiert das Spiel auf den 64 Feldern auf ungeahnte Weise von der weltweiten Entschleunigung. So viele Menschen wie nie bekämpfen ihre durch Quarantäne ausgelöste Langeweile im Internet - auch mit Schach. Die Portale melden Rekordzugriffe. Die Webseite
lichess.org nähert sich der Marke von 100000 Spielern, die gleichzeitig online sind. Turniere und Events im Netz werden organisiert, als gäbe es kein Morgen mehr.
Carlsen führt nun diese Bewegung an. „Schach ist einzigartig. Die Züge sind gleich, egal ob sie auf einem Brett aus Holz oder auf einem Computerbildschirm ausgeführt werden“, meinte die Nummer 1 der Welt.
Hinter Carlsens Engagement steckt aber auch Kalkül. Sein Turnier dient als perfekte Werbung für seine zahlreichen Unternehmen, u.a. für den E-Book-Verlag Chessable und die Internet-Plattform chess24.
Dort werden die Partien übertragen und in neun Sprachen kommentiert.