Hilferuf aus der Klinik
Frank Goldammers Bestseller als MOPO-Fortsetzungsroman - 30. Teil
Dresden Anfang 1945, der Krieg ist in der Schlussphase, mit allem Grauen, das noch folgt. In diesen Wirren bangt Kriminalinspektor Max Heller um seine Söhne im Krieg - und jagt einen Frauenmörder, den Angstmann.
Was zuletzt geschah: Nachdem im November die Leiche der Krankenschwester Klara Bellmann mit herausgeschnittener Zunge gefunden wurde, führen erste Ermittlungen zunächst ins Nichts. Hellers Chef, SS-Obersturmbannführer Rudolf Klepp, glaubt, dass sich Klaras jüdischer Ex-Mann für die Scheidung rächen wollte. Mitte Dezember wird eine zweite tote Frau entdeckt, ihr wurde die Haut abgezogen! Heller lässt die Leiche von Dr. Schorrer untersuchen und erfährt in einem Flüchtlingslager von der fortgelaufenen Polin Agneschka (17). Doch Klepp will erst nichts von einem Zusammenhang zwischen den Mordfällen wissen, dann aber ordnet er eine Nachtstreife an. Es darf geschossen werden. Sieben Nächte verlaufen erfolglos.
Er schlief noch keine zwei Stunden, als es an der Wohnungstür klingelte. Heller hörte Karin zur Tür gehen. Er hörte sie flüstern und das Gespräch wollte kein Ende nehmen. Karin redete eindringlich auf den Besucher ein. Heller wälzte sich herum, konnte sich nicht entscheiden, ob die Müdigkeit oder die Neugier Oberhand gewinnen sollte.
„Herr Kriminalinspektor, es ist sehr dringend!“, rief der Besucher in die Wohnung herein.
„Das ist eine Unverschämtheit!“, schimpfte Karin aufgebracht. Heller quälte sich aus dem Bett, warf seinen Morgenmantel über und zog die Hausschuhe an.
„Ich habe ihm gesagt, wie nötig du deinen Schlaf brauchst“, rief Karin.
„Ist schon gut“, brummte Heller. „Wer sind Sie?“, fragte er den Mann an der Tür.
„Ich bin von der Klinik, Sie sollen bitte kommen.“Der Mann drehte verlegen seine Mütze in den Händen. „Es tut mir leid, Ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten!“
„Wer hat Sie geschickt?“, fragte Heller. „Professor Ehlig!“
Heller sah den Mann fragend an. „Bitte, es ist sehr dringend! Ich soll Sie unbedingt herholen. Ins Krankenhaus!“
Karins Hand fuhr eiskalt in seine. Er wusste sofort, was sie fürchtete. Einer ihrer Söhne. In der Klinik? Was hatte das zu bedeuten? War es schlimm, oder hieß es, sie könnten von Glück sprechen?
Heller überlegte nicht lang. „Haben Sie ein Fahrzeug?“
Allein der Blick genügte als Antwort. Natürlich stand kein Fahrzeug zur Verfügung. Sanft schüttelte er Karins Hand ab und ging ins Schlafzimmer, um sich anzukleiden. Doch bevor er ging, nahm er sie noch einmal fest in den Arm. „Es sind nicht die Jungen. Karin, hörst du, mach dir keine Hoffnung!“Das hatte er sich überlegt zu sagen, während er sich anzog. Es genügte, wenn er sich Hoffnungen machte.
Karin nickte wortlos. Er ließ sie los und folgte dem Boten die Treppe hinab.
Es war ein eiliger Fußmarsch zur Klinik. Die Kälte konnte He nicht munterer machen. Al der Gedanke, einer seiner J gen könnte überhaupt in Dres sein, hatte ihn elektrisiert.
Der Anblick der Menschen dem Krankenhaus machte He sprachlos. Dicht gedrängt st den oder lagerten sie an den M ern des Gebäudes. Es gab ka ein Durchkommen. Man hö schweres Husten, Stöhnen, K dergeschrei, man roch Ausw Eiter, Blut - ein bestialischer stank lag über allem. Einen g kurzen Moment glaubte He man hätte ihn dreißig Jahre rückversetzt. Er sah den einen anderen hoffnungsvollen B auf sich ruhen. Anscheinend zeugte er in seinem langen Man einen gewissen Eindruck vo Autorität. Es war ihm fast unangenehm. Sein Begleiter bemerkte sein Zögern.
„Warten Sie nur ab, es sind noch Millionen auf dem Weg. Der Gefechtslärm ist schon in Breslau zu hören. Wenn die Ru sen so weitergehen, sind sie in paar Wochen hier, dann gn uns Gott.“
„Seien Sie still!“, fuhr Heller über den Mund.
Schweigend bahnten sie s den Weg zu einem der Gebäu Am Eingang trat ihnen ein O nungspolizist entgegen. Hel Begleiter zeigte einen Auswei erklärte, wer Heller war, und der Uniformierte ließ sie ein.
Innen verschlug es ihm fast den Atem, so verdorben war die Luft in den Gängen. Überall standen Betten herum, die trotzdem nicht ausreichten, denn die Kranken lagen auch auf dem Boden, auf Feldbetten, Deckenlagern. Es roch aufdringlich nach Desinfektionsmitteln, nach Äthylalkohol, nach Urin.
„Da lang!“Es war ein eiliger Fußmarsch zur Klinik. Die Kälte konnte He nicht munterer machen. Al der Gedanke, einer seiner J gen könnte überhaupt in Dres sein, hatte ihn elektrisiert.
Heller folgte dem Mann, so schnell das möglich war, quetschte sich an Bettgestellen vorbei, presste sich an die Wand um
Begleiter und verzog sich.
„Sie sind Heller?“, fragte Ehlig. Heller nickte knapp. Sofort wandte sich der Professor wieder der Oberschwester zu. „Wie gesagt: nur noch die dringlichsten Fälle, Kinder vor allem, sagen Sie das den Doktoren. Alle anderen sollen an die Lazarette verwiesen werden. Verkürzen Sie die Aufnahmeprozedur auf das Nötigste. Und weisen Sie Hofmann noch einmal darauf hin, dass es uns an allem mangelt, an Penicillin vor allem. Er soll dem nachgehen, sogar in Berlin, gern in meinem Namen.
Danke “Die presste sich einen Stapel Papiere gegen die Brust, drückte sich an Heller vorbei aus der Tür. Der Professor erhob sich, nahm Heller beim Arm.
Wortlos liefen sie bis ans Ende des Ganges, vor der letzten Zimmertür blieben sie stehen. Vertraulich beugte sich jetzt der Professor zu Heller.
„Man hat mir gesagt, Sie wären der richtige Ansprechpartner. Dies war einmal unser Sterbezimmer. Doch wie Sie sehen, brauche ich „Sie sind Heller?“, fragte Ehlig. Heller nickte knapp. Sofort wandte sich der Professor wieder der Oberschwester zu. „Wie gesagt: nur noch die dringlichsten Fälle, Kinder vor allem, sagen Sie das den Doktoren. Alle anderen sollen an die Lazarette verwiesen werden. Verkürzen Sie die Aufnahmeprozedur auf das Nötigste. Und weisen Sie Hofmann noch einmal darauf hin, dass es uns an allem mangelt, an Penicillin vor allem. Er soll dem nachgehen, sogar in Berlin, gern in meinem Namen. hier jeden Platz, und deshalb war dieser Raum nun mit vier Betten belegt aber in diesem Fall muss