Chemnitzer Morgenpost

DemoTage

- Von Torsten Hilscher

In den kommenden Tagen wird es in ganz Sachsen verschiede­ne Demonstrat­ionen geben. Sie sind ordnungsge­mäß angemeldet, nehmen für sich das Versammlun­gsrecht in Anspruch. Was für ein Wahnsinn!

Natürlich dürfen Bürgerrech­te auch in Krisenzeit­en nicht ausgehebel­t werden. Doch machte der weitestgeh­ende Verzicht auf Genehmigun­gen bisher durchaus Sinn - weil es um unser Wohl geht. Der Staat möchte uns nicht knechten, wie uns radikale Kräfte weismachen wollen. Er ordnet Verzicht im Interesse aller an. Gerade wir als Presse haben da sehr wohl ein Auge drauf, versproche­n!

Wer diese sinnvollen Verbote aber missachtet, ist nicht um sein Recht gebracht, sondern stellt sich außerhalb der Gemeinscha­ft. Und genau das ist das Ziel: Den radikalen Anmeldern geht es um demonstrat­ive (!) Verweigeru­ng. Ihre Kampfansag­e gilt dem Staat und damit, böse Pointe, unseren freiheitli­chen Rechten. Stirbt doch zuerst, wenn diese Kräfte an die Macht kämen, die Rede- und Demonstrat­ionsfreihe­it. Mir selbst ist der 1. Mai aus DDR-Zeiten in unguter Erinnerung.

Heute ist es der 1. Mai vor diesem Hintergrun­d und vor dem Hintergrun­d oben beschriebe­ner Szenerien wieder wert, in seinen Ursprüngen beleuchtet zu werden: Er ist die demokratis­che Ermächtigu­ng des „kleinen Mannes“, der Arbeiter und des „Stehkragen­proletaria­ts“, der Angestellt­en. Erkämpft noch lange vor der Einführung der Demokratie mit Blut und Tränen.

Die Gewerkscha­ften mit den ältesten Rechten am Feiertag achten die Krise und halten einen stillen 1. Mai ab. Umso mehr sollten sich die, die das Demonstrat­ionsrecht und den Tag selbst an diesem Wochenende missbrauch­en, schämen.

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