„Die Krise ist noch nicht vorbei“
Millionenverluste für die Museen
DRESDEN - „Für uns Museumsmacher waren die letzten sieben Wochen eine harte Zeit“, sagt Joachim Breuninger (50), Chef des Sächsischen Museumsbundes und Direktor des Dresdner Verkehrsmuseums. Aber wird mit der schrittweisen Öffnung der Häuser alles wieder gut? Breuningers Antwort fällt ernüchternd aus: „Da liegen wir falsch.“
Grund: „Wir werden jetzt die vollen Kosten haben, aber nicht alle Einnahmen.“Breuninger rechnet damit, dass vor allem gut 50 Prozent der Touristen als Besuchergruppe absehbar ausfallen werden, auch werden vorerst Kitas und
Schulen die Museen nicht besuchen. Sein eigenes Haus, das Verkehrsmuseum, habe während der Zwangsschließung rund 60 000 Euro pro Monat verloren. Er rechnet fürs Jahr maximal nur mit der Hälfte der Einnahmen: „Die Krise ist also nicht vorbei.“
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (42, Linke) pflichtet Breuninger bei: „Das Wegbleiben der Touristen wird uns noch hart treffen.“Ihr Haus habe für die vergangenen drei Monate einen Verlust von 6,5 Millionen Euro für alle städtischen Museen ermittelt. Der Betrieb sei zwar gesichert, doch sorgt Klepsch sich angesichts der Kassensituation um den nächsten Doppelhaushalt: „Wir dürfen nicht unser kulturelles Erbe gefährden, wenn allein fiskalisch gedacht wird.“
Für die staatlichen Einrichtungen wird der Einnahmeausfall laut Kulturministerin Barbara Klepsch (54, CDU) derzeit ermittelt. Die Dimensionen deutet SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann (55) an: „Im ersten Monat hatten wir eine Million Euro Verlust, im zweiten 1,5 Millionen Euro.“
Joachim Breuninger appelliert: „Die Museen brauchen jetzt die volle Unterstützung ihrer Träger.“Laut Barbara Klepsch arbeitet der Freistaat an einem Hilfsprogramm für die nicht staatlichen Museen. Die Ministerin bezieht sich dabei auf das sächsische Kulturraumgesetz: „Der Freistaat und die Kommunen sitzen in einem Boot, um die Finanzierung neu anzugehen.“hn