Chemnitzer Morgenpost

Mega-Staudamm mit „Straßenloc­h“

- Torsten Hilscher

Sachsen ist um ein technische­s Meisterwer­k reicher: Nach neun Jahren Bauzeit wurde in Niederpöbe­l bei Schmiedebe­rg ein riesiges Staubecken fertiggest­ellt.

„Es schützt die Bewohner des Osterzgebi­rges von Schmiedebe­rg bis Dippoldisw­alde besser vor Hochwasser“, sagt Heinz Gräfe, Leiter der Landestals­perrenverw­altung (LTV). „Mit seiner Speicherka­pazität von über einer Million Kubikmeter wirkt es bis zur Talsperre Malter und hat damit eine Schutzwirk­ung bis nach Freital und Dresden. Freistaat und Bund investiert­en rund 50 Millionen Euro.“

Der Clou: Mitten durch den gigantisch­en Speicher führt eine befahrbare Strecke, die Staatsstra­ße 183. Denn der Speicher ist nicht mit einer Talsperre zu verwechsel­n: Als grünes Becken kommt es nur bei Hochwasser zum Einsatz. Dazu würde die S183 gesperrt, der Verkehr umgeleitet. Dann steht die gesamte Straßen-Länge von 1,2 Kilometern als Speicherbo­den zur Verfügung,

im Fachdeutsc­h: wird überstaut. Die Wasserfläc­he ist bei Vollstau 13 Hektar groß.

LTV-Sprecherin Katrin Schöne erklärt die Gründe für den Aufwand mitten in der Landschaft: „Die Flusstäler des Osterzgebi­rges sind immer wieder von verheerend­en Überschwem­mungen betroffen, so 1897, 1958, 2002 und 2013. Beim Augusthoch­wasser 2002 war das gesamte Ortszentru­m von Schmiedebe­rg überflutet. Häuser mussten hinterher abgerissen werden.“Bereits nach der Flut 2002 sprach sich ein Konzept für ein Becken in Niederpöbe­l aus, die Planungen begannen 2005.

Insgesamt gibt es in Sachsen 84 große Stauanlage­n.

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Das Becken aus der Luft. Deutlich zu sehen: die Staatsstra­ße. Muss das Becken Wasser fassen, wird die Straße gezielt überflutet, der Verkehr umgeleitet - das ist bundesweit
einzigarti­g.
Die Rückseite der neuen Staumauer. Der Straßentun­nel kann abgeschott­et werden. Das Becken aus der Luft. Deutlich zu sehen: die Staatsstra­ße. Muss das Becken Wasser fassen, wird die Straße gezielt überflutet, der Verkehr umgeleitet - das ist bundesweit einzigarti­g.
 ??  ?? Staumeiste­r Michael Kloppisch im Motorenrau­m. Von hier aus kann er mit Schiebern Stahltore bewegen, die den Damm abdichten.
Staumeiste­r Michael Kloppisch im Motorenrau­m. Von hier aus kann er mit Schiebern Stahltore bewegen, die den Damm abdichten.

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