Leipziger Forscher: Deshalb nagt Corona so an den Rechtspopulisten
LEIPZIG/PIRNA - Die Corona-Krise belastet nicht nur Wirtschaft, Gesundheit und kulturelles Leben, sondern auch den rechten Rand: Mit Beginn der Pandemie sackten die Umfragewerte für die AfD ab, auch von Pegida sprach niemand mehr. Nun drängen sie sich durch provokative Aktionen, wie die gestrige Kundgebung in Pirna, wieder in die Öffentlichkeit.
Am Anfang versuchten die Rechtspopulisten noch, die Krise mit ihrem Kernthema zu meistern, brachten die Pandemie mit offenen Grenzen und Flüchtlingen in Verbindung. Zumindest der AfD brachte das keine Prozentpunkte. Zwischenzeitlich sackte die Partei sogar auf einstellige Werte ab. „Sie will sich mit ihrer Teilnahme an Demonstrationen in gewisser Weise wieder ins Gespräch bringen“, analysiert der Leipziger Politologe Hendrik Träger (38). Zunächst habe man es im Netz versucht. „Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man da nichts ,on top‘ setzen und mehr Leute erreichen kann, als ohnehin in der Filterblase dieser Partei leben“, so der Forscher.
Die derzeitige Dynamik überrascht Träger nicht: „Am Anfang sind Krisen oder Herausforderungen wie eine Katastrophe oder Epidemie immer Zeiten der Exekutive“, sagt er. Deren Maßnahmen würden mit der Zeit aber immer umstrittener, von dieser Stimmung versuchen Verschwörungstheoretiker und die politischen Ränder zu profitieren. Ob das funktioniert, ist aber fraglich: „Es reicht eben nicht, nur die Trommel zu rühren“, so der Politologe. „Man muss auch selber Alternativen anbieten. Aber das sehe ich bei den Kritikern der Exekutive nicht.“