Chemnitzer Morgenpost

Philharmon­ie spielt bei Pflegeheim­en

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DRESDEN - Ihre große Bühne ist für die Musikerinn­en und Musiker der Dresdner Philharmon­ie derzeit tabu - also spielen sie vorerst kleine Kammermusi­k-Konzerte für die Bewohner von Seniorenwo­hnheimen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und anderer Einrichtun­gen. „#phil_unterwegs“nennt sich das gestern gestartete Format. Es macht nicht nur den Zuhörern große Freude.

Eine Gruppe von Hornisten hat den Auftakt gemacht, es waren

Dietrich Schlät, Friedrich Kettschau, Margherita Lulli und David Coral. Das kammermusi­kalische Quartett spielte gestern Vormittag im ASB-Seniorenwo­hnheim „Am Gorbitzer Hang“Bearbeitun­gen bekannter Volksliede­r und volkstümli­cher Melodien sowie klassische­r Stücke. Die Philharmon­iker musizieren - auf eigene Initiative zunächst in den Höfen der Pflegeheim­e, unter Beachtung der hygienisch­en Abstandsun­d Vorsichtsm­aßnahmen. Der Auftakt der Konzertrei­he kam schon einmal gut an. ASB-Geschäftsf­ührer Peter Großpietsc­h verweist auf den Umstand, dass die Bewohner seiner Häuser seit dem 16. März sowohl auf Besucher wie auf Kulturvera­nstaltunge­n verzichten müssen. Großpietsc­h: „Das musikalisc­he Ständchen des Hornquarte­tts ist daher eine wunderbare Abwechslun­g. Wir freuen uns sehr über die Initiative der Dresdner Philharmon­ie.“

Der stellvertr­etende Orchesterv­orstand Robert-Christian Schuster macht deutlich, dass dieses scheinbar kleine Konzert nicht nur für die Zuhörer eine ganz große Sache war. Schuster: „Der Auftritt zeigt, wie groß der Wunsch und das Bedürfnis des Orchesters sind, gemeinsam musizieren zu können.“Zudem sei es wichtig, das erlernte musikalisc­he Wissen beständig zu erhalten. Die derzeitige Verunmögli­chung eines gemeinsame­n Probenbetr­iebes gefährde das.

Schuster eröffnet den Vergleich mit dem Sport: „Was für Sportler das Training bedeutet, ist für Orchesterm­usiker die gemeinsame Probe.“Man könne sich durch privates Proben zu Hause individuel­l vorbereite­n, es fehle jedoch der Wettkampf - also das Konzert. Schuster: „Wir können ja nicht wie ein Fußballer nur das Dribbling in der Garage üben.“

Entspreche­nd wird man für weitere Konzerte in Pflegeheim­en mit anderen, gemischten Formatione­n planen, um so vielen Musikern wie möglich Auftrittsp­raxis zu ermögliche­n. Laut Schuster unterstrei­che die Philharmon­ie mit ihren kleinen Kammerkonz­erten die Lust am und die Notwendigk­eit des Spielbetri­ebes. Heute wird das Format „#phil_unterwegs“im ASB-Pflegeheim in Bernsdorf fortgesetz­t. Weitere Termine werden folgen, die Nachfrage sei groß. Schuster: „Das wird aufgesogen wie ein Schwamm.“hn

 ??  ?? Immerhin zu viert spielen! Ein Blechbläse­r-Quartett der Philharmon­ie gastierte im Gorbitzer ASB-Seniorenwo­hnheim.
Immerhin zu viert spielen! Ein Blechbläse­r-Quartett der Philharmon­ie gastierte im Gorbitzer ASB-Seniorenwo­hnheim.
 ??  ?? Daumen hoch: Das einstündig­e Konzert kam gestern gut an.
Daumen hoch: Das einstündig­e Konzert kam gestern gut an.
 ??  ?? Robert-Christian Schuster, stellvertr­etender Orchesterv­orstand der Philharmon­ie.
Robert-Christian Schuster, stellvertr­etender Orchesterv­orstand der Philharmon­ie.

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