Chemnitzer Morgenpost

Auf Kosten der Kleinen

- Von Mario Adolphsen

Die vergangene­n zwei Monate waren für viele schwer zu ertragen. Nicht nur, aber auch für Eltern - und ihre Kinder: Schule dicht, Kindergart­en zu, wochenlang­e Ausgangssp­erre. Und jetzt steht eine Lockerung bevor, die den Alltag oft noch komplizier­ter macht.

Horte und Kitas öffnen ab Montag wie der für alle. Allerdings ist die Betreuung mit Vor-Corona-Zeiten - und auch mit der bisherigen Notbetreuu­ng - nicht mehr vergleichb­ar. Die meisten Einrichtun­gen stehen wegen der Umsetzung der Hygiene-Maßnahmen derart unter Personalst­ress, dass sie ihre Betreuungs­zeiten verkürzen müssen.

Die Folgen sind dramatisch: Frühbetreu­ung? Fehlanzeig­e! Notversorg­ung für Härtefälle? Nicht vorgesehen! Für Tausende Sachsen gilt deshalb ab Montag: Sie haben nicht nur Kinder und einen Vollzeitjo­b, sondern auch ein ernstes Problem.

Eine Öffnung der Kitas und Schulen für alle, als einziges Bundesland, entpuppt sich jetzt schon als undurchdac­hter Schnellsch­uss. Sachsen hat im Bundesverg­leich die wenigsten Erzieher pro Kind. Zudem sind offene Konzepte in Kitas jetzt tabu, der Betreuungs­aufwand wächst dadurch zusätzlich.

Wie das alles funktionie­ren soll? Diese entscheide­nde Frage hat das Land den Kommunen überlassen. Und dort, am Ende der Kette, sind viele überforder­t: Erzieher, Eltern, Kinder. Mir graust es ehrlich gesagt vor nächster Woche. Weil es diejenigen am härtesten treffen wird, die es jetzt schon schwer genug haben.

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