Auf Kosten der Kleinen
Die vergangenen zwei Monate waren für viele schwer zu ertragen. Nicht nur, aber auch für Eltern - und ihre Kinder: Schule dicht, Kindergarten zu, wochenlange Ausgangssperre. Und jetzt steht eine Lockerung bevor, die den Alltag oft noch komplizierter macht.
Horte und Kitas öffnen ab Montag wie der für alle. Allerdings ist die Betreuung mit Vor-Corona-Zeiten - und auch mit der bisherigen Notbetreuung - nicht mehr vergleichbar. Die meisten Einrichtungen stehen wegen der Umsetzung der Hygiene-Maßnahmen derart unter Personalstress, dass sie ihre Betreuungszeiten verkürzen müssen.
Die Folgen sind dramatisch: Frühbetreuung? Fehlanzeige! Notversorgung für Härtefälle? Nicht vorgesehen! Für Tausende Sachsen gilt deshalb ab Montag: Sie haben nicht nur Kinder und einen Vollzeitjob, sondern auch ein ernstes Problem.
Eine Öffnung der Kitas und Schulen für alle, als einziges Bundesland, entpuppt sich jetzt schon als undurchdachter Schnellschuss. Sachsen hat im Bundesvergleich die wenigsten Erzieher pro Kind. Zudem sind offene Konzepte in Kitas jetzt tabu, der Betreuungsaufwand wächst dadurch zusätzlich.
Wie das alles funktionieren soll? Diese entscheidende Frage hat das Land den Kommunen überlassen. Und dort, am Ende der Kette, sind viele überfordert: Erzieher, Eltern, Kinder. Mir graust es ehrlich gesagt vor nächster Woche. Weil es diejenigen am härtesten treffen wird, die es jetzt schon schwer genug haben.