Nachbar Tschechien ruft den Notstand aus
Wegen Corona: Kliniken fast voll
Es herrscht verkehrte Welt! Tschechien wird heute wegen der dramatisch angestiegenen Fallzahlen den Corona-Notstand ausrufen. Sachsen hingegen gibt ab morgen (1. Oktober) grünes Licht für unkontrollierte Reisen ins Nachbarland. Bis zu 48 Stunden sind Aufenthalte in Tschechien ohne anschließende Tests und Quarantäne möglich. Umgekehrt dürfen Tschechen auflagenfrei bis zu 24 Stunden den Freistaat besuchen.
Bei unseren Nachbarn ist derzeit die Corona-Hölle los. Seit drei Wochen vermeldet Tschechien täglich mehrere Tausend Neuinfektionen. Aktiv erkrankt sind derzeit knapp 33 500 Menschen, über 820 liegen in Krankenhäusern. Tschechien zieht die Reißleine: Heute will die Regierung den Notstand für vorerst 30 Tage ausrufen, der ab Montag beginnen wird. „Die unerfreuliche epidemiologische Situation erfordert eine rasante Lösung“, so der tschechische Gesundheitsminister Roman Prymula (56). „Ab nächsten Monat könnten die Kapazitäten in unseren Krankenhäusern nicht mehr ausreichen.“Tatsächlich sind bereits 90 Prozent der Corona-Betten belegt, Beatmungsgeräte werden knapp. Zudem sind 1700 Ärzte und Schwestern derzeit selbst erkrankt. Der anstehende Notstand heißt Einschränkungen der persönlichen Freiheiten und unternehmerischer Tätigkeiten, auch der Einsatz der Armee ist möglich.
Waren nach Einstufung ganz Tschechiens zum Risikogebiet (vergangene
Woche) bei der Rückreise aus dem Nachbarland ein Test und Quarantäne Pflicht, ließen sich die Sachsen trotz Auflagen nicht davon abschrecken, weiterhin über die Grenze zu fahren, um Zigaretten zu holen, den Tank zu befüllen und günstig Gulasch zu verzehren. „Die Sachsen kommen zu uns, wie immer“, sagt Michal Majak, Bürgermeister der Grenzgemeinde Jirikov. Auch Hrenskos Bürgermeister Zdenek Panek bestätigt: „Wir spüren keinen Unterschied zu früher.“Lediglich die Lust an der Lust scheint sächsischen Herren vergangen zu sein. „Die Prostituierten haben derzeit nichts zu tun“, so Tomas Pykal, Chef der Stadtpolizei in Dubi. Wie die Rückkehrer kontrolliert werden, bleibt offen. „Dies müssen die lokalen Gesundheitsbehörden organisieren“, vermeldet das sächsische Gesundheitsministerium. Die Bundespolizei ist nicht für den Infektionsschutz zuständig.