Dürre! Immer mehr Brunnen versiegen
BAUTZEN - Für die meisten Sachsen ist es unvorstellbar, kein fließendes Wasser aus der Leitung zu beziehen. Auch wenn es in den vergangenen Tagen etwas geregnet hat - aufgrund des Klimawandels versiegen immer mehr Brunnen im Freistaat. Was manche Familien vor existenzielle Probleme stellt.
Es geschah beim Zähneputzen: „Plötzlich kam kein Wasser mehr“, sagt Constanze Hentschel (58). Mit ihrem Partner Günter Lebelt (65) kaufte und sanierte die Ärztin vor zehn Jahren ein ruinöses Haus im Gödaer Ortsteil Spittwitz bei Bautzen. Mehr als 100 Jahre versorgte hier ein Brunnen drei Häuser mit Wasser. Bis er vor fünf Wochen versiegte, damit drei Haushalte mit sieben Personen von der Wasserversorgung trennte.
Das Problem: Um ans Trinkwassernetz angeschlossen zu werden, müssen sich die Grundstückseigentümer an den Kosten für das Verlegen der Leitungen und Anschlüsse beteiligen. Und zwar nicht zu knapp. Laut Gesetz bis zu 70 Prozent, was die zuständigen kommunalen „Kreiswerke Bautzen Wasserversorgung“ auch fordern. Diese rechnen laut Schreiben an die drei Antragsteller grob mit Gesamtkosten von rund 30 000 Euro pro Haushalt, hinzu kommen noch jeweils über 2 200 Euro für Hausanschluss sowie die Mehrwertsteuer. Für die Beteiligten ein Schock: „Das bedroht unsere Existenz“, sagt Hentschel. Nachbar Werner Haufe (57): „Ich bin arbeitslos. Das kann ich mir nicht leisten.“
Doch nicht nur die Kosten sind problematisch. „Für uns ist die Planung der Kreiswerke nicht nachvollziehbar, etwa der Verlauf der Leitungen.
Bis heute war kein Mitarbeiter da, um mit uns eine sinnvolle Lösung zu finden“, bedauert Hentschel. „Wir fühlen uns im Stich gelassen.“Laut Kreiswerke-Geschäftsführer Olaf Böhme basiert die Planung der Leitungs-Trasse auf Luftbildern. Weitere Planungsschritte könnten
„aus Kapazitätsgründen“erst 2021 erfolgen. Der Bau eines neuen Brunnens koste laut Hentschel rund 15 000 Euro und sei riskant, da niemand garantieren könne, dass am Ende wirklich sauberes Wasser fließen würde.
Als Notlösung haben die Familien jetzt mithilfe des Gemeinde-Bürgermeisters Gerald Meyer (58, parteilos), THW und Feuerwehr einen kostenpflichtigen Leih-Wassertank (3 000 Liter) erhalten, den die Kameraden regelmäßig befüllen. Doch der Winter naht, dann droht das Wasser zu gefrieren. Constanze Hentschel hat jetzt an Landrat Michael Harig (60, CDU) geschrieben, hofft auf Hilfe.