Hat der Verband Steuern hinterzogen?
Gestern wurden die Zentrale und Wohnungen von sechs Verdächtigen durchsucht
FRANKFURT/MAIN - Fritz Keller war sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht. „Ich kann nur sagen, dass wir in der Angelegenheit vollumfänglich kooperieren werden“, versprach der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, dem der Razzia-Schock vom Mittwochmorgen noch in den Knochen steckte.
Wenige Stunden vor dem Länderspiel gegen die Türkei durchsuchte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main die DFB-Zentrale sowie die Wohnungen von sechs „gegenwärtigen und ehemaligen“Verbandsfunktionären. Es geht um den Vorwurf der schweren Steuerhinterziehung.
Laut Staatsanwaltschaft besteht der „Verdacht der fremdnützigen Hinterziehung von Körperschaftsund Gewerbesteuern in besonders schweren Fällen“. Konkret geht es um Einnahmen aus der Bandenwerbung bei Länderspielen in den Jahren 2014 und 2015, im Visier der Ermittler steht vor allem der dazugehörige Vertrag vom Dezember 2013. An den Durchsuchungen in Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz waren rund 200 Beamte beteiligt - auch die Steuerfahndung, das Bundeskriminalamt und die Bundespolizei kamen zum Einsatz.
Den sechs beschuldigten Personen wird zur Last gelegt, Einnahmen „bewusst unrichtig als Einnahmen aus der Vermögensverwaltung erklärt zu haben, damit der DFB insoweit einer Besteuerung in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro entging“. Die Namen der Verdächtigen wurden in der Mitteilung von Oberstaatsanwältin Nadja Niesen nicht genannt.
In der fraglichen Zeit war Wolfgang Niersbach Präsident des Verbandes. Der 70-Jährige erklärte allerdings, dass es bei ihm keine Durchsuchung gegeben habe. Als Schatzmeister fungierte der spätere Verbandsboss Reinhard Grindel. Die Bandenwerbung lag in den Händen der Vermarktungsagentur Infront. Zuletzt hatte der DFB die Zusammenarbeit mit dem in der Schweiz ansässigen Unternehmen wegen Unregelmäßigkeiten „im Zusammenhang mit dem Zustandekommen und der Erbringung von Vertragsleistungen“sowie „unrechtmäßiger Einflussnahme auf DFB-Vertreter“beendet.