Chemnitzer Morgenpost

Kunst schlägt Corona

Schumann-Philharmon­ie zurück auf der Bühne

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CHEMNITZ - Die Robert-Schumann-Philharmon­ie ist zurück aus der Corona-Pause. Mit ihrem 1. Sinfonieko­nzert, gestern und heute in der Stadthalle, eröffnet sie die neue Saison. Ein fast vergessene­r Anblick: Fast hundert Musiker spielen zusammen auf der Bühne. Sie zeigen, was Kunst gerade in Krisen-Zeiten kann - und wie mühsam der Orchester-Alltag jetzt ist.

Für Sinfoniker ist es ein komplizier­tes Jahr: Große Orchester können nach wie vor kaum auftreten, da auch auf der Bühne die Abstandsre­gel gilt. Die meisten Spielstätt­en bieten dafür zu wenig Platz. Die Stadthalle ist eine Ausnahme: „Da schätzen wir uns hier in Chemnitz sehr glücklich“, sagt Generalmus­ikdirektor Guillermo García Calvo (42). Trotzdem läuft vieles anders. Bei den Streichins­trumenten etwa teilen sich normalerwe­ise zwei Musiker ein Pult. Dadurch

können sie sich beim Umblättern der Noten abwechseln. Jetzt hat jeder ein Pult für sich, was das Spielen erschwert.

Orchesterd­irektor Raimund Kunze (39) freut sich, dass es wieder Auftritte gibt: „Das Publikum und die Musiker brauchen das mehr denn je.“Er kritisiert aber den Umgang mit Kultur in der Krise. „Wir wurden in unserer Situation erst mal nicht richtig bedacht“, sagt er.

Auch die Musikauswa­hl ist von der Krise beeinfluss­t. Neben einem Trompetenk­onzert von Alexander Arutjunjan steht die Vierte Sinfonie des russischen Komponiste­n Dmitri Schostakow­itsch auf dem Programm. Sie entstand während der brutalen Umwälzunge­n in der Sowjetunio­n der 1930er-Jahre. „Ich glaube, man hört die Zerrissenh­eit von Schostakow­itsch“, sagt Kunze. „Diese Zerrissenh­eit spürt auch unsere heutige Gesellscha­ft.“

E Die zweite Aufführung findet heute um 19 Uhr statt (Restkarten buchbar unter www.theater-chemnitz.de). Außerdem sendet Deutschlan­dfunk Kultur heute ab 20.30 Uhr eine Aufzeichnu­ng von gestern.

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Die Distanz zwischen den Musikern erschwerte den Probenproz­ess.

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