Chemnitzer Morgenpost

Auwald-Mord: Verteidigu­ng beklagt einseitige Ermittlung­en

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LEIPZIG - Austeilen statt einlassen! Im Prozess um den Mord an einer jungen Mutter im Leipziger Auwald (MOPO berichtete) haben die Anwälte des angeklagte­n Deutsch-Afghanen Edris Z. (31) den Weg der Konfrontat­ionsvertei­digung beschritte­n. Der Staatsanwa­ltschaft warfen sie einseitige Ermittlung­en vor.

Rund 90 Minuten hatten Petra Costabel und Georg Rebentrost das Gericht am Morgen warten lassen, um im Haftraum mit ihrem Mandanten letzte Details einer Erklärung zu besprechen. Was dann kam, war jedoch keine Stellungna­hme des Angeklagte­n zum Mord-Vorwurf, sondern eine Mixtur aus Belehrung, Vorwürfen und einem Beweisantr­ag.

Edris Z. werde sein Recht auf Schweigen wahrnehmen und die Richter hätten das „ohne Wertung“zu akzeptiere­n, referierte Verteidige­r Rebentrost im Stile einer Erstsemest­ervorlesun­g. Es ginge nicht darum, eine Tat zu rechtferti­gen, sondern Beweggründ­e und Motive aufzukläre­n. Das „falsche Narrativ“vom eifersücht­igen Ex-Freund, das die Anklage zeichne, sei durch „Schwächen der staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en“entstanden. Zeugen seien einseitig ausgewählt worden, so der Anwalt.

Co-Verteidige­rin Costabel beantragte sodann, einen weiteren forensisch­en Gutachter zu bestellen - zum Beweis der These, dass Antidepres­siva „Mordgelüst­e“auslösen könnten. Den vom Gericht bestellten forensisch­en Psychiater Dr. Matthias Lammel (68) sprach die Verteidigu­ng die fachliche Eignung ab.

Mit dem Einwand, dass sich Edris Z. bislang nie zur Einnahme von Antidepres­siva geäußert habe und sich fortan „schweigend“verteidige­n wolle, beantragte Staatsanwa­lt Ulrich Jakob die Zurückweis­ung des Beweisantr­ags. Das Gericht will darüber am 4. November entscheide­n. -bi.

 ??  ?? Schweigt, während seine Anwälte auf Konfrontat­ion setzen: Edris Z. (31, l.), der seine Ex-Freundin im Auwald erschlagen haben soll.
Schweigt, während seine Anwälte auf Konfrontat­ion setzen: Edris Z. (31, l.), der seine Ex-Freundin im Auwald erschlagen haben soll.
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Der Tatort: Im südlichen Auwald soll der Angeklagte mit einem Hammer zugeschlag­en haben.
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Das Opfer Myriam Z. (37) hatte bei dem tödlichen Angriff ihr zwei Monate altes Baby im Wickeltuch.

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