„Allein mit Schönspielerei und Tiki-Taka geht’s nicht“
DRESDEN - Tim Knipping stand am Dienstag genau neben Chris Löwe, als sich Zwickaus Julius Reinhardt in den Dynamo-Verteidiger bohrte. „Knipser“vergrub sein Gesicht in beide Hände. Einen Tag später der Beinbruch von Lauterns Dominik Schad gegen Ingolstadt. „Wenn man selbst schon mal schwer verletzt war, fühlt man mit. Es ist nicht leicht, damit umzugehen“, so der 27-Jährige.
Ihn hatte es im Mai 2018 im Trikot des SV Sandhausen getroffen - Schienbeinbruch. Nach der OP gab‘s Komplikationen, eine Unterschenkel-Amputation drohte. „Ich habe das bei Chris hautnah erlebt, die Schreie, die Schmerzen. Da habe ich schon sehr mitgefühlt. Da sind Erinnerungen hochgekommen. Natürlich schaue ich da zurück. Gleichzeitig bin ich aber auch dankbar, dass ich gesund bin und spielen kann. Diese Szene zeigt, wie schnell es gehen kann. Daher sollte man schätzen, dass man wirklich jeden Tag dem nachgehen kann, was wir hier machen dürfen“, hält Knipping inne.
Er darf Fußball spielen. Und das will er heute beim Geisterspiel in Ingolstadt so gut erledigen wie nur möglich - im Gegensatz zur Derby-Pleite am Dienstag. „Wir haben die Grundtugenden des Fußballs vermissen lassen. Die sind das Wichtigste. Uns muss bewusst werden, dass wir mit Schönspielerei und Tiki-Taka nicht durch die Liga marschieren“, sagt Knipping: „Da muss sich einfach jeder selbst hinterfragen: Was will er, was möchte er auf den Platz bringen? Wenn das jeder macht, kommt auch wieder ein Team auf den Platz.“
Und genau das Team ist in Ingolstadt gefordert. Dynamo muss zunächst kämpfen, beißen, kratzen und zwicken, ehe das Spielerische kommen kann. Anders funktioniert Liga 3 nicht. „Wir werden nicht gewinnen, wenn wir nur 45 Minuten gut spielen. Wir müssen es über 90 schaffen, müssen die Zweikämpfe gewinnen. Der Rest kommt von allein“, fordert Knipping von sich und seinen Kollegen.