Mit 98 Jahren! Oma Herta verliert zum zweiten Mal ihr Zuhause
Feuer vernichtet alle Erinnerungen aus ihrem langen Leben
FREITAL - Nach dem Krieg war sie aus Schlesien umgesiedelt worden, musste ihre Heimat aufgeben. Sieben Jahrzehnte später verliert Herta Niese (98) ihr Zuhause nun ein zweites Mal: Ihre Wohnung in Freital ist mitsamt Hab und Gut vollständig ausgebrannt.
Tochter Ursula Westphal (73) wohnte mit ihrer erblindeten Mutter seit 22 Jahren in der Freitaler Dreiraumwohnung, pflegt die Seniorin bis heute. „Ich wollte meinen Lebensabend dort verbringen“, sagt Oma Herta (zwei Enkel) leise. Doch vor drei Wochen gab es ein Feuer-Inferno. „Ich hatte gerade die Kartoffeln im Topf auf den Herd gestellt, sah nach der Wäsche Plötzlich gab es eine fürchterlichen Knall“, e innert sich Hertas Toch „Der Herd war offenbar plodiert, die Küche bra te, Rauch stieg auf.“Z Glück stürmten von dr ßen gleich Helfer herbei. „Sie trugen meine Mutter im Rollstuhl raus. Sie hatte noch nicht mal Schuhe an“, sagt Ursula Westphal dankbar. Bis auf ein paar Blessuren wurde niemand ernsthaft verletzt.
Doch die Flammen zerstörten Besitz, Möbel, die Familienfotos an der Wand. Auch eine Zeichnung des 1972 verstorbenen Ehemannes Horst. „Damit sterben auch die Erinnerungen“, sagt Ursula Westphal traurig. „Das hat meine Mutter nicht verdient. Sie hat fünf Kinder großgezogen, ihr Leben lang schwer in der Gießerei gearbeitet.“Auch Oma Herta ist den Tränen nah: „Ich habe schon wieder alles verloren“, sagt die Seniorin.
Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg war sie aus Schlesien nach Sachsen umgesiedelt worden.
Immerhin stellte die Wohnungsgesellschaft Freital schnell eine Notwohnung zur Verfügung und wird jetzt die Brandwohnung sanieren. Die Nachbarn, Werner Hohndorf (76) und Monika Leupelt (75), brachten Decken, Bettwäsche und Gulasch. Das Möbelhaus Poco reduzierte den Preis für neue Möbel, schenkte sogar Staubsauger, Töpfe, Handtücher. „Ihnen allen danken wir. Nicht aber unserer Krankenkasse. Die ersetzt uns den kaputten Rollstuhl nicht, verweist wegen des Brandschadens an die Hausratversicherung“, sagt Ursula Westphal kopfschüttelnd. Am 14. Dezember wird Herta Niese 99 Jahre alt und hat nur einen Wunsch: „Ich will zurück in meine Wohnung und vertraute Umgebung. Es ist doch bald Weihnachten.“