So verzweifelt stemmt sich Trump gegen Niederlage
Klagewelle, Wut-Tweets und „totaler Krieg“
WASHINGTON - Joe Biden (77) nimmt Kurs aufs Weiße Haus. Das macht den amtierenden Präsidenten Donald Trump (74) immer klagewütiger und noch unberechenbarer. Sein Sohn fordert gar „den totalen Krieg“.
Bis gestern Abend schien alles auf Biden als neuen US-Präsidenten hinauszulaufen. Im Rennen um das Weiße Haus lag der Demokrat deutlich vorn, übernahm bei der Auszählung in den Bundesstaaten Georgia und Pennsylvania die Führung. Das würde ihn weit über die Marke von 270 Wahlleuten heben, die man für den Sieg braucht. In Georgia soll es wegen des extrem knappen Ergebnisses aber eine Neuauszählung geben.
Präsident Donald Trump wittert Betrug und teilt nach allen Seiten aus: Mit einem Auftritt im Weißen Haus machte Trump deutlich, dass er sich mit einer Niederlage keinesfalls abfinden will. Er stellte sich als Opfer systematischen Wahlbetrugs dar - allerdings ohne jegliche Beweise zu liefern. Mehrere US-Fernsehsender brachen daraufhin ihre Live-Übertragung ab.
Der Republikaner kündigte eine ganze Serie von Klagen bis hinauf zum Obersten Gericht an: „Es wird eine Menge Klagen geben. Wir können nicht zulassen, dass eine Wahl auf diese Weise gestohlen wird.“Mehrere Beschwerden wurden aber bereits abgeschmettert.
Auch auf Twitter setzte Trump seine Betrugsvorwürfe fort: Er behauptete, die Wahl mit „legal“abgegebenen Stimmen mit Leichtigkeit gewonnen zu haben. Twitter verpasste dem Tweet umgehend den Warnhinweis, dass der Beitrag irreführende Informationen enthalten könne. Aus seiner eigenen Republikanischen Partei gab es nur wenig Unterstützung.
„Es gibt keine Rechtfertigung für die Äußerungen des Präsidenten heute Abend, die unseren demokratischen Prozess untergraben“, so der republikanische Gouverneur des Bundesstaats Maryland, Larry Hogan (64). Der Kongressabgeordnete Adam Kinzinger (42) twitterte: „Hören Sie auf, entlarvte Falschinformationen zu verbreiten ... Das wird langsam verrückt.“
Dagegen spendete der einflussreiche Vorsitzende des Justizausschusses im Senat, Lindsey Graham (65), 500 000 Dollar für Trumps Anwaltsfonds. Präsidentensohn Donald Trump Jr. (42) legte noch einen drauf: Er rief seinen Vater auf, einen „totalen Krieg“rund um die Wahl zu eröffnen. Donald Trump müsse „all den Betrug und Schummeleien offenlegen“.