Tschechen kommen zum Shoppen nach Dresden
Weil die Läden drüben zu sind
DRESDEN - Der „kleine Grenzverkehr“, an dem Ministerpräsident Michael Kretschmer (45, CDU) seit Wochen festhält und dessen für Sachsen geltenden Regeln die Bundes-Muster-Quarantäneverordnung aufgenommen hat, könnte Folgen haben.
Nicht nur Sachsen dürfen 24 Stunden (ohne Testpflicht bei Rückkehr) ins Nachbarland fahren. Auch Tschechen dürfen für einen Tag testlos nach Sachsen einreisen. Die Staatskanzlei begründete das: „Weil der kleine Grenzverkehr unerlässlich für Berufspendler und Menschen ist, die im Grenzgebiet leben und arbeiten. Wenn diese wegfallen würden, sehe es in vielen Bereichen bei uns, wie dem Gesundheitswesen, sehr schlecht aus“, so Regierungssprecher Ralph Schreiber.
Bei Weitem kommen nicht nur Pendler. Für Einkaufstouristen ist die testlose Reisefreiheit eine willkommene Abwechslung im trüben Lockdown-Alltag mit geschlossenen Geschäften im Corona-Hotspot Tschechien. Dort wurde vergangenen Mittwoch ein neuer Rekord mit fast 17 000 Neu-Infektionen aufgestellt - das entspräche 135 000 Neu-Infektionen (innerhalb von 24 Stunden) in Deutschland. Die tschechischen Reiseanbieter haben ihre Chance längst erkannt. Tagesfahrten (für knapp 20 Euro) mit dem Bus zum Einkaufen nach Dresden sind gefragt.
„Jeden Tag rufen Leute an und fragen nach den Fahrten nach Dresden“, so Roman Vejmola, Chef von Orbit Travel aus Prag. Er schickt bereits jetzt regelmäßig Busse aus der tschechischen Hauptstadt (derzeit über 16 000 aktiv Erkrankte) nach Dresden, zuletzt am Samstag. Zum Advent steigt das Angebot. Besonders lockend: Der Striezelmarkt ist im Gegensatz zum Prager Weihnachtsmarkt (noch) nicht abgesagt.
Tschechien hält seine Leute nicht zurück: „Die Ausreise tschechischer Bürger ist nicht beschränkt“, bestätigt Hana Mala, Sprecherin des Tschechischen Innenministeriums.