Chemnitzer Morgenpost

Die Schienendi­ebe von Kodersdorf

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GÖRLITZ - Wenn die Anklage stimmt, war es wirklich eine dreiste, aber im wahrsten Sinne schwere Tat. Der einstige Luftwaffen-Pilot Siegfried K. (75) soll Kodersdorf „entgleist“haben. Über 160 Tonnen Schienenst­ränge und Schwellen verschwand­en illegal!

Ausgerechn­et ein Zugbegleit­er soll dem gebürtigen Bayern geholfen haben. Marcin G. (40) sitzt nun wegen Beihilfe mit auf der Anklageban­k. „Ich war der Strohmann“, gab der Bahner zu, während Siegfried K. keinerlei Aussagen machte. Demnach kannten sich beide seit Jahren. „Als ich wegen meiner Scheidung in finanziell­e Schwierigk­eiten kam, half er mir“, so der gebürtige Pole, der von Siegfried 1200 Euro bekam. Im Gegenzug eröffnete Marcin eine Firma auf seinen Namen. „Aber die Geschäfte machte alle er“, so Marcin, der sich über derlei

Geschäftsg­ebaren wundert haben will.

Und so soll der Bayer laut Anklage dem Eigentümer der stillgeleg­ten Stränge vom alten Ziegelund Glaswerk Kodersdorf erst die Schmalspur­schienen abgeschwat­zt haben. Angeblich sollten die für ein Museum gesichert werden. In Wahrheit wurden sie verschrott­et. Weitere Bahngleise auf dem Gelände bot der „Eisenbahns­achverstän­dige“an, verschrott­en zu lassen. Blieb das Schrott-Geld

nicht

gedem Eigentümer aber schuldig. Und sogar 600 Meter Anschlussg­leis der Bundesbahn zwischen altem Werk und Kodersdorf­er Bahnhof ließ Siegfried ungefragt abbauen und entsorgen. Die insgesamt über 30 000 Euro Schrott-Geld behielt Siegfried K. laut Anklage für sich.

Das war alles im Sommer 2018, danach ermittelte die Bundespoli­zei, rückte im Dezember 2019 mit 80 Mann zur Razzia an. Ein Urteil soll nun Anfang Dezember fallen. sts

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