„Gibt dort nichts geschenkt“
PLOWDIW - Nicht einmal das mickrige Preisgeld von 670 Euro konnte Maximilian Levy von einer Reise zur Bahnrad-EM ins Risikogebiet Bulgarien abschrecken.
„Ich habe keine Angst, aber Respekt vor dem Virus. Und ich möchte unbedingt bei dieser EM starten“, sagte der viermalige Weltmeister, der als deutscher Einzelkämpfer bei den heute beginnenden Titelkämpfen in Plowdiw (bis Sonntag) teilnimmt. Dem Bund Deutscher Radfahrer war die Teilnahme angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen zu heikel.
Bei Levy war die Sehnsucht, im Oval wieder um Siege zu sprinten, größer. „Ich möchte endlich wieder meiner Passion nachgehen und in den sportlichen Wettstreit treten“, betonte der Cottbuser. Bei seinem Start stünden ausschließlich sportliche Gründe im Vordergrund. „Meine Motivation ist nicht das Geld. Ich habe soviel auf mich genommen, um im nächsten Jahr zum vierten Mal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Es geht mir um den Wettkampf“, sagte Levy.
Trotzdem macht der dreifache Olympia-Medaillengewinner auch auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise aufmerksam. Die Sechstage-Saison ist komplett abgesagt, PR-Termine sind deutlich weniger. Auf bis zu 40 000 Euro schätzt Levy die Einnahmeverluste für 2020 und 2021. „Solange es nicht wirklich an die Existenz geht, muss ich damit leben“, sagte der dreifache Familienvater.
Sportlich geht der 33-Jährige in Plowdiw im Sprint und im Keirin an den Start. Bei internen Rennen konnte er zuletzt mehrfach mit starken Zeiten überzeugen. Besonderes
Bahnrad-EM
Augenmerk liegt auf dem Keirin. 2013 in Apeldoorn und bei der Heim-EM 2017 in Berlin holte er sich in seiner Spezialdisziplin den Titel. „Bei mir lief es zuletzt rund, was meine Verfassung angeht“, sagte Levy. Dass auch andere Nationen auf eine EM-Teilnahme verzichtet haben, spielt für den Routinier keine Rolle. „Es gibt dort trotzdem nichts geschenkt. Ich hoffe, dass Plowdiw irgendwie funktioniert, um einen Abschluss unter dieses verkorkste Jahr zu finden.“