Zwei Wochen Zeit für Löw Und was passiert dann?
BERLIN - In seiner badischen Rückzugsoase warten qualvolle Tage auf Joachim Löw. Mit einer detaillierten Aufarbeitung der 0:6-Schmach von Spanien und der zertrümmerten Neustart-Pläne soll sich der ausgelaugte Bundestrainer das Restvertrauen der DFB-Spitze sichern. Verbandschef Fritz Keller mahnte den schwer angezählten Chefcoach, die Klatsche von Sevilla müsse „gründlich analysiert und die nötigen Folgerungen daraus gezogen werden“.
Bis dahin arbeite Löw nur auf Bewährung, will die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“erfahren haben. Der 60-Jährige habe noch keinen „Freifahrtschein“zur EM im nächsten Jahr. Zwei Wochen gebe der DFB dem Bundestrainer Zeit, um eine erste Schadensanalyse vorzulegen, berichtete der „Kicker“gestern. Für den 4. Dezember ist die nächste Präsidiumssitzung anberaumt. Aber was dann? Ein Rauswurf des Weltmeister-Trainers von 2014 erscheint trotz des enormen öffentlichen Drucks ähnlich unwahrscheinlich wie ein Rücktritt von Löw.
Er müsse jetzt „durch die Gegend fliegen und alle Spieler individuell oder in kleinen Gruppen treffen und viel kommunizieren. Es ist jetzt ganz, ganz wichtig, die absoluten Führungsspieler im Team auf seine Seite zu ziehen, um damit alle ins selbe Boot zu holen, sagte sein Vorgänger Jürgen Klinsmann dem US-Sender ESPN und brachte Löws größtes Problem auf den Punkt: „Das ist sehr viel Arbeit, aber nur wenig Zeit.“
Löw muss zentrale Fragen
beantworten: Wie bekommt man die wacklige Abwehr dicht? Welches System führt zum Ziel? Wer sind meine Führungsspieler? Und: Holt er die aussortierten Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng doch noch zurück?
Scheitert er an diesen Fragen, ist seine Zeit abgelaufen. Die Namen möglicher Nachfolger geistern schon durch den Raum. Jürgen Klopp ist aber noch bis 2024 an den FC Liverpool gebunden. Bayern-Trainer Hansi Flick ist ebenfalls nicht verfügbar. Als schnelle Lösung stünden Ralf Rangnick und U21-Coach Stefan Kuntz bereit.