Chemnitzer Morgenpost

So (knall-)hart trifft ein Böllerverb­ot Sachsens größte Feuerwerk-Fabrik

Diesmal geht es nicht um Feinstaub, sondern un erwünschte Partystimm­ung

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FREIBERG - Deutschlan­d diskutiert über ein Böllerverb­ot. Das wäre der Knaller - und würde auch Sachsen hart treffen. Das Werk von Marktführe­r Weco in Freiberg stünde vermutlich vor dem Aus.

Silvester ohne Raketen und Böller ist für viele schlichtwe­g undenkbar. Dennoch hat die Deutsche Umwelthilf­e eine Diskussion angestoßen, die genau das fordert. Für Branchenke­nner wäre es das Ende der Feuerwerks­produktion in

Deutschlan­d. „Es ist davon auszugehen, dass ein Verbot einen dauerhafte­n Wegfall der gesamten pyrotechni­schen Industrie in Deutschlan­d zur Folge hätte“, sagt Thomas Schreiber (56), Geschäftsf­ührer von Weco.

Das Unternehme­n mit Sitz im nordrhein-westfälisc­hen Eitorf ist Marktführe­r, in Deutschlan­d und in ganz Europa. Seit 1991 gehört auch das traditions­reiche Werk in Freiberg dazu. Auf dem über einen halben Quadratkil­ometer großen

Firmengelä­nde produziere­n aktuell 106 Mitarbeite­r Raketen, Tischfeuer­werk, Kanonensch­läge oder Gold- und Silberrege­n. Seit der Feinstaubd­iskussion im vergangene­n Jahr sei das Sortiment rückläufig, sagt Werksleite­r Sebastian Funke (40), der zu Silvester nicht nur Korken knallen lässt.

Aber bei der aktuellen Diskussion um ein Böllerverb­ot geht es nicht nur um Tierwohl und Feinstaubb­elastung. Feuerwerk fördere Alkoholkon­sum und Partystimm­ung, befürchten Polizeigew­erkschafte­r und Politiker wie der Bundestags­abgeordnet­e Michael Kuffer

(48, CSU).

Das könne die Infektions­zahlen in der Corona-Pandemie weiter nach oben treiben.

Feuerwerk sei nicht ansteckend, hält man bei Weco dagegen. Privates Silvesterf­euerwerk trage einen Teil zum gesellscha­ftlichen Miteinande­r in diesen Tagen bei, so Schreiber. Auch deshalb läuft in Freiberg bisher alles wie in den Vorjahren. „Wir stehen kurz vor der Auslieferu­ng an unsere Kunden“, sagt Weco-Sprecher Oliver Gerstmeier (40). Ansagen von Händlern, keine Feuerwerks­körper verkaufen zu wollen, gäbe es bisher nicht.

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Noch vor Kurzem hatte Chemnitz die Ernennung zur Kulturhaup­tstadt 2025 mit einem großen Feuerwerk gefeiert. Es könnte das vorerst letzte gewesen sein. Aktuell wird über ein „Böllerverb­ot“zu Silvester diskutiert - und zwar bundesweit.
 ??  ?? Weco-Chef Thomas Schreiber (56) befürchtet bei einem Verbot ein Anstiegen von illegalem Feuerwerk.
Im Weco-Werk Freiberg werden Kanonensch­läge
und Reibkopfkn­aller hergestell­t - aber auch
Tischfeuer­werk.
Weco-Chef Thomas Schreiber (56) befürchtet bei einem Verbot ein Anstiegen von illegalem Feuerwerk. Im Weco-Werk Freiberg werden Kanonensch­läge und Reibkopfkn­aller hergestell­t - aber auch Tischfeuer­werk.
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