Kultur-Köpfe kämpfen fürs Chemnitzer Nachtleben
CHEMNITZ - Die Kultur-Branche befindet sich in einer existenziellen Krise. Dabei geht es um etliche Einzelschicksale: Musiker, Schauspieler, Eventmanager, Veranstaltungstechniker - die Liste ließe sich endlos weiterführen. Mit der Kampagne „Kulturgesichter Chemnitz“wenden sich die prägenden Akteure des städtischen Nachtlebens nun gemeinsam an die Öffentlichkeit.
Neben einem Video und Aktionen in sozialen Medien seien auch Großplakate in der Stadt geplant, sagt Thomas Kahl (43) von der JAPO Konzert- und Veranstaltungs GmbH, der die Kampagne mitorganisiert. Eines dieser Gesichter ist DJ-Urgestein Dirk Duske (50): „Plötzlich nicht mehr auflegen zu können, das fühlte sich an wie ein kalter Entzug. Und es ist kein Ende der Situation in Sicht.“
Ebenfalls ungewiss ist, in wie vielen Diskotheken nach der Krise überhaupt noch aufgelegt werden kann. Kai Winkler (41, AJZ) von „Hand in Hand“, einer Interessenvertretung hiesiger Clubs, unterstreicht, dass hier nicht nur die Seele der Chemnitzer Kultur auf dem Spiel steht. Die Clubs stellen auch eine erhebliche Wirtschaftskraft dar: „Wenn wir im AJZ ein Konzert mit 450 Teilnehmern haben, sind das 13 000 Euro Umsatz. An so einer Veranstaltung hängen Arbeitsplätze und Künstlergagen.“Es würden Hotelzimmer gebucht und Menschen in die Stadt gelockt.
Schauspielerin Isabelle Weh (38), ein weiteres Gesicht der Kampagne und eine der Betreiberinnen des Fritz Theaters, kämpft sich gerade durch Förder-Anträge: „Wir überleben“, sagt sie. „Unsere Kunden sind so toll.“Diejenigen, die Tickets erworben haben, hätten diese zu 90 Prozent zu Gutscheinen umwandeln lassen. „Das bedeutet aber auch, dass wir in der nächsten Saison sehr lange ohne Einnahmen spielen müssen.“gab