Chemnitzer Morgenpost

Hängeparti­e legt halb Sachsen lahm

- Von Eric Hofmann

DRESDEN - Fünf Aktivisten reichen aus, um Tausenden Autofahrer­n den letzten Nerv zu rauben: Gegen 8.15 Uhr schlug das Quintett an der sogenannte­n Podemuser Brücke über der Autobahn 4 auf. Dort seilten sich zwei Männer (24, 40) ab, protestier­ten mit einem Banner für die Verkehrswe­nde und gegen den Klimawande­l. Über Stunden hinweg ging nichts mehr.

Der Ausbau der Autobahn 49 und die damit verbundene Rodung

des Dannenröde­r Forstes passt Klimaschüt­zern bundesweit, aber auch in Dresden nicht: „Mit der Aktion wollen wir Druck auf das Bundesverk­ehrsminist­erium, die hessische Landesregi­erung und gesellscha­ftliche Diskurse ausüben“, sagt Student Sebastian Sacht (25), der für das Dresdner Grüppchen spricht. Nicht verwunderl­ich, dass es auch außerhalb Sachsens ähnliche Aktionen gab, zum Beispiel in Jena.

Auch der Tag war kein Zufall: „Wir haben den ,Black Friday‘ als konsumorie­ntierten Tag gewählt“, so Sacht. So klein die

Gruppe war, so groß die Auswirkung­en: Da eine Person Richtung Chemnitz, die andere Richtung Görlitz in den Seilen hing, sperrte die Polizei die Autobahn in beide Richtungen komplett.

Nachdem sich zwischen Dreieck Nossen und Hellerau rund 30 Kilometer Stau gebildet hatten, wurde der Verkehr dort abgeleitet. Doch auch die Umleitungs­strecke war schnell überlastet. Im Stau und bei dessen Auflösung kam es zu mindestens fünf Auffahrunf­ällen. Erst die Höhenrettu­ng

des SEK konnte die beiden Blockierer 13.30 Uhr von der Brücke pflücken. Alle haben jetzt ein Ermittlung­sverfahren wegen gefährlich­en Eingriffs in den Straßenver­kehr und Verstoßes gegen das Versammlun­gsgesetz am Hals.

Trotzdem sehen sie ihre Aktion als Erfolg: „Wir konnten fünf Stunden lang den klimaschäd­lichen Alltag unterbrech­en“, sagt Sacht. „Damit sind wir zufrieden. Aus unserer Sicht war allerdings eine Vollsperru­ng nicht nötig, man hätten den Verkehr doch über die Standstrei­fen leiten können!“

Weniger zufrieden zeigt sich Sachsens Verkehrsmi­nister Martin Dulig (46, SPD): „Diese Art des Protestest­es gefährdet Menschenle­ben und stellt einen gefährlich­en Eingriff in den Straßenver­kehr dar“, twitterte der Politiker. „Ich habe dafür null Verständni­s.“

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 ??  ?? Für die Rettungsak­tion musste ein Hubsteiger anrücken.
Für die Rettungsak­tion musste ein Hubsteiger anrücken.
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Kilometerw­eit ging auf der Autobahn 4 gestern nichts mehr.
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Das SEK holte die Klimaprote­stierer von der Autobahnbr­ücke.

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