Chemnitzer Morgenpost

WhatsApp-Gruppe mit den „Stammis“

-

„Susi’s Sportsbar“- die Dynamo-Kult-Kneipe (seit 1996) - ist zwischen Neubauten und Hochhäuser­n das „Herz“des Straßburge­r Platzes. Ohne blinkende Spielautom­aten, flackernde Bildschirm­e, Fans und Stammgäste wirkt der kleine Pavillon nebst Biergarten verwaist. Chefin Susi Ackermann (40) wünscht sich nur eines: endlich wieder aufmachen zu dürfen.

„Zum Spiel Dynamo gegen Aue am 8. März hatte ich das letzte Mal die Bude voll“, sagt die Wirtin und lässt ihren Blick traurig über die hochgestel­lten Barhocker, die ausgeräumt­en Spielautom­aten und die leeren Tische schweifen. „Ich habe anfangs geglaubt, das dauert nicht lang.“

Susi Ackermann leidet gleich doppelt unter der Pandemie. Es fehlen die Fans, die Sieg und Niederlage ihres Clubs hier begießen - an solchen Tagen kommen mehr als 500 Gäste. Aber

es fehlen auch diejenigen, die bei Susi ihr „Wohnzimmer“haben, die hier ihr Feierabend­bierchen nehmen und ein bisschen über dieses und jenes mit ihr plaudern. Mit den „Stammis“hat Susi inzwischen eine WhatsApp-Gruppe gegründet. „Die machen mir Mut“, sagt sie.

Und sie geben ihr den notwendige­n Optimismus. Susi wäre nicht Susi, wenn sie nicht

Warten auf bessere Zeiten

von vornherein gekämpft hätte. Nach der Schließung setzte sie den Pinsel an, malte eine Wand neu an und baute ein DJ-Pult in einer Ecke ein. Mit ihren „Wunschmusi­kabenden“sprach sie nach der Wiedereröf­fnung ein neues Publikum an, auch viele Pärchen. Doch trotz neuer Ideen und Öffnung im Sommer unter Hygiene-Auflagen: Die Fanmassen fehlten einfach. Die kommen einfach, wenn sie dürfen - egal wo Dynamo steht. „Der Abstieg in die dritte Liga hätte mich keine Gäste gekostet.“

Anfang November war dann erneut Schluss und Susi inzwischen schon etwas lockdowner­probter. „Zum letzten Wunschmusi­kabend haben wir das Fass mit ‚Klausis Bräu‘ leergemach­t“, so Susi. „Beim ersten Lockdown waren zwei Fässer Bier schlecht geworden.“200 Bockwürste vom letzten abgesagten Spiel warten in der Tiefkühltr­uhe auf bessere Zeiten.

Die braucht sie dringend. Aus ihrer großen Wohnung ist Susi inzwischen ausgezogen, hat sich eine kleinere genommen. „Es geht nicht anders.“Wenn alle Stricke reißen, muss sie ihr Auto verkaufen. „Dann fahre ich eben

Fahrrad“, sagt sie.

Die erfahrene Wirtin, der die Sportsbar seit 2016 gehört, glaubt nicht daran, in diesem Jahr noch wieder eröffnen zu dürfen. Sie hat bereits alle gebuchten Weihnachts­feiern abgesagt. Doch sie betont: „Ich mache weiter.“Und sie verspricht, dass „Klausis Bräu“bald wieder fließt und die beliebten Pfeffi- und Kirsch-Schnäpse auch weiterhin zwei Euro kosten. Schon seit gestern verkauft Susi Currywurst und Pommes, Bier, Glühwein und alkoholfre­ie Getränke vom Bierwagen aus.

 ?? Von Anneke Müller ?? Susi Ackermann in ihrer menschenle­eren Gaststätte.
Von Anneke Müller Susi Ackermann in ihrer menschenle­eren Gaststätte.
 ??  ?? Für Bier gibt’s jetzt wieder Kundschaft am Bierwagen.
Für Bier gibt’s jetzt wieder Kundschaft am Bierwagen.
 ??  ?? Susi‘s Sportsbar, früher Acki’s Sportsbar, eine von Dresdens legendären Kneipen.
Susi‘s Sportsbar, früher Acki’s Sportsbar, eine von Dresdens legendären Kneipen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany