Brauer machen ein Fass auf
Sie sagen’s nicht durch die Blume: Sachsens Brauer haben Sorge um die Zukunft der Branche und drücken das in einem Protestbrief aus - gemeinsam mit ihren Kollegen bundesweit. Ihr Kampf gilt auch der Gastronomie.
„Es geht darum, endlich auf die Misere aufmerksam zu machen“, begründet Sachsens Brauerbund-Chefin Barbara Sarx-Lohse (46) den Schritt. In dem Brief heißt es einleitend: „Mit den Lockdowns und dem dadurch ausgelösten Zusammenbruch des Fassbiermarktes haben die Brauereien von einem Tag auf den anderen einen maßgeblichen Teil ihres wirtschaftlichen Fundaments verloren.“
Bei „Landskron“etwa brach das Fassbiergeschäft mit bis zu 60 Prozent ein. Insgesamt aber konnte die Brauerei ihren Absatz von 2019 halten. Die Privatbrauerei Eibau hat die Produktion laut Firmenchefin Julia Böhmer (44) gedrosselt, „auch wenn wir relativ exportlastig sind“. Aber das betrifft zumeist Dosenbier. Was fehlt, sind die Fassbier-Abnehmer Gaststätten und Festveranstalter, Weihnachtsfeiern fielen aus.
„Wir haben 27 Prozent weniger Fassbier verkauft. 2021 bislang sogar 90 Prozent“, sagt Willy Stößer (31) von „Einsiedler“in Chemnitz. „Wir sind aber nicht so fassbierlastig.“Viel weggekippt werden musste nicht. Der Flaschenverkauf laufe relativ stabil. „Radeberger“spricht von „immensen wirtschaftlichen Auswirkungen“in Sachen Fassbier. „Dies kann auch nicht durch eine sich in Abständen leicht erhöht zeigende Nachfrage nach Radeberger-Pilsner-Flaschenware ausgeglichen werden.“
Bei „Köstritzer“räumt man ein: „Zurückgenommenes Fassbier mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum ist für die gesamte Branche ein Thema, da sind wir keine Ausnahme. Natürlich mussten auch wir unsere Produktion der Situation anpassen.“
Darum haben Sachsens Brauer und ihre Kollegen im Protestbrief einen Forderungskatalog an die Politik aufgestellt, darunter den Wunsch nach einer „verlässlichen Öffnungsstrategie“.