Halle tilgt Sigmund Jähn
MULDENHAMMER/HALLE - Es ist passiert! Der Stadtrat in Halle/Saale schoss am Mittwoch den ersten Deutschen im All ab. Mit der Mehrheit von Grünen und CDU (28 zu 21 Stimmen) beschloss der Rat, Halles neues Planetarium nicht mehr nach Sigmund Jähn († 82) zu benennen.
Das alte Planetarium trug seit 1978 den Namen des Vogtländers. Nach einem Hochwasserschaden baute die Stadt ein neues Planetarium. Nach Vorwürfen wegen Jähns SED- und Stasi-Vergangenheit beschlossen CDU und Grüne, das neue Haus nicht mehr nach dem ersten Kosmonauten zu benennen. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Inés Brock (56) sprach von einem neutralen Neuanfang, kritisierte Jähn aber erneut: „Er hatte sich nie distanziert von Staat, Partei und Stasi.“
Im Vogtland stößt die Entscheidung auf Unverständnis. CDU-Kreisvorsitzender Sören Voigt (49) ärgert sich über seine Parteifreunde: „Ich halte den Beschluss für nicht gerechtfertigt und bin enttäuscht.“Grünen-Kreisvorsitzender Danny Przisambor (42) nennt die Abstimmung „bedauerlich“. Er verteidigt den Vogtländer: „Ohne militärische Laufbahn und SED wäre er nie in die Position gekommen. Ich stehe zu Sigmund Jähn und werde mit meinen Parteifreunden in Halle nochmals sprechen.“
Geknickt ist Romy Mothes (56), Leiterin der Raumfahrtausstellung in Jähns Heimatort Morgenröthe-Rautenkranz: „Die Schlammschlacht im Vorfeld macht mich traurig. Ich bekomme E-Mails von Bürgern. Da gibt es ein einstimmiges Unverständnis. Schade für Halle.“
Bis zuletzt kämpfte Halles Linken-Stadträtin Ute Haupt (63) mit SPD und Fraktion „Mitbürger“für Jähn. Sie sagt: „Die Entscheidung unseres Stadtrates ist ein Schlag ins Gesicht aller Ostdeutschen!“bri