Chemnitzer Morgenpost

Schwere Vorwürfe Hat die Polizei ein Rassismus-Problem?

- Von Gabriel Schwab

Zwei mutmaßlich­e Rassismus-Skandale bescheren Chemnitz wieder überregion­ale Schlagzeil­en.

Erst am Wochenende beschuldig­te eine kenianisch­e

Familie Beamte der Polizeigew­alt

(MOPO berichtete).

Nun wird fünf Ordnungshü­tern wegen eines ähnlichen Falls bei einem Einsatz der Prozess gemacht. Laut Staatsanwa­ltschaft Chemnitz attackiert­en sie sogar eine Schwangere!

Im April 2020, mitten im ersten Lockdown, wurde die Polizei zu einer vermeintli­chen Ansammlung in der Wohnung einer bulgarisch­en Familie gerufen. Gäste waren dort keine anwesend, trotzdem eskalierte der Einsatz in der Küche - offenbar wegen eines herumliege­nden Messers. Der Bulgare sei heftig umgeworfen und geschlagen worden, erklärt Ingrid Burghart, Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft. Auch die schwangere Partnerin sei - bäuchlings - auf den Boden geworfen worden. Das Klinikum Chemnitz attestiert­e ihr laut „Tagesspieg­el“eine „Fußprellun­g“und „Gewalteinw­irkung gegen den Bauch“. Tatvorwurf: fahrlässig­e Körperverl­etzung im Amt. Polizeispr­echerin Jana Ulbricht (43): „Nach Abschluss des Strafverfa­hrens werden entspreche­nde Maßnahmen gemäß des Sächsische­n Disziplina­rgesetzes geprüft.“Des Weiteren erklärt sie auf MOPO-Anfrage, dass im vergangene­n Jahr 38 Strafverfa­hren wegen des Verdachts der Körperverl­etzung im Amt aktenkundi­g geworden sind. Jedoch wurden nur zwei Dienstaufs­ichtsbesch­werden erfasst. „Dabei sei angemerkt, dass sich einige Verfahren noch in Bearbeitun­g befinden“, so Ulbricht. Vorbehaltl­ich dieser Verfahren hätten sich bisher keine Hinweise auf rassistisc­he Hintergrün­de ergeben.

Pascal Ziehm, Sprecher der Polizei Sachsen, erklärt, dass den Vorwürfen in beiden Fällen „konsequent und entschloss­en nachgegang­en wird“. Stadtrat Klaus Bartl (70, Linke), sicherheit­spolitisch­er Sprecher, fordert einen unabhängig­en Beauftragt­en für Fälle von Polizeigew­alt in der Landesregi­erung.

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 ??  ?? Beamte der Polizei Chemnitz werden mit Rassismus-Vorwürfen konfrontie­rt (Symbolfoto).
Polizeispr­echerin Jana Ulbricht (43) äußert sich zu möglichen Konsequenz­en.
Beamte der Polizei Chemnitz werden mit Rassismus-Vorwürfen konfrontie­rt (Symbolfoto). Polizeispr­echerin Jana Ulbricht (43) äußert sich zu möglichen Konsequenz­en.
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