Chemnitzer Morgenpost

Urbanskirc­he: Sachsens erster Trauerort für die Corona-Toten

Binnen eines Jahres fielen im Freistaat fast 8 000 Menschen der Pandemie zum Opfer

- Von Torsten Hilscher

MEISSEN - Gestern vor einem Jahr gab es im Freistaat den ersten CoronaTote­n. Nun, auf den Tag genau zwölf Monate später, hat Sachsen seine erste Gedenkstät­te für die bislang fast 8 000 Todesopfer der Pandemie. Eingericht­et wurde sie in einer kleinen Meißner Kirche.

Die Urbanskirc­he ist eine zauberhaft­e Barockkirc­he in der Dresdner Straße. Sie gehört zur Johanneski­rchgemeind­e Meißen-Cölln. Ab sofort haben hier Angehörige von Corona-Toten die Möglichkei­t, ihrer Lieben zu gedenken - egal, ob sie Kirchenmit­glied oder konfession­ell ungebunden sind. Die Gedenkstel­le stehe jedem offen, so Pastorin Renate Henke. „Denn die Trauer über verstorben­e Familienan­gehörige, Freunde oder Nachbarn findet derzeit nicht mit den gewohnten Ritualen statt. So bleibt keine Gelegenhei­t für Klagen, Trost und den eigenen Schmerz. Eine offene Kirche bietet Raum, um dies alles zu artikulier­en“, so die Pfarrerin weiter.

Trauernde können Fürbittker­zen anzünden und an jeweils einer Stellwand ein Porträtfot­o des Verstorben­en sowie Kärtchen mit formuliert­en Klagen, Bitten, aber auch Danksagung­en anbringen. Geöffnet ist montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr. Die üblichen Hygienereg­eln sind einzuhalte­n.

„Der Gedenkort ist ein wichtiges

Symbol dafür, dass Angehörige auch in der aktuellen Zeit mit ihren Sorgen nicht abseitsste­hen, sondern ihre Trauer in der Mitte der Gesellscha­ft einen Platz hat“, so Meißens Oberbürger­meister Olaf Raschke (57, parteilos).

Die Idee zum Gedenkort hatte laut Kirchvorst­eherin Ramona Seifert (57) ein Geistliche­r im Ruhestand, der in der Nachbarsch­aft wohnt. Das Kirchlein stehe bereits seit Beginn der Pandemie für Gebete offen. Der traurige Anlass bleibt: Noch immer sterben in Sachsen mehr Menschen an und mit Corona als anderswo. Gestern kamen weitere 49 Todesopfer dazu. Damit erlagen in Sachsen offiziell 7 847 Menschen der Pandemie. Zum Jahresende 2020 lag die

Übersterbl­ichkeit im Vergleich zu den vergangene­n vier Jahren mehr als doppelt so hoch. Konkret bei 109 Prozent ...

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Die Gedenkstel­le ist unmittelba­r vor dem Altar eingericht­et.
 ??  ?? Zwei Tafeln stehen für Gebete, für Trauerwort­e, für Dank und für Fotos zur Verfügung.
Pfarrerin Renate Henke
Zwei Tafeln stehen für Gebete, für Trauerwort­e, für Dank und für Fotos zur Verfügung. Pfarrerin Renate Henke
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Angehörige können für ihre Verstorben­en Kerzen und Fürbitten hinterlass­en.
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