Hausärzte wollen endlich impfen
BERLIN - Deutschland kommt nicht aus dem Knick! Nachdem bekannt wurde, dass Hausärzte frühestens Mitte April, wenn nicht gar erst im Mai, mit dem Impfen starten sollen, gibt es heftige Kritik. Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) verteidigt seine Strategie.
„Die Praxen könnten sofort mit dem Impfen loslegen“, sagt Ulrich Weigeldt (70), Chef des Deutschen Hausärzteverbands, gegenüber der Augsburger Allgemeinen. „Man mag die jetzt dort
noch gebuchten Impftermine ja abarbeiten, aber parallel dazu muss das Feld der Impfungen endlich den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten überlassen
werden.“Im
Deutschlandfunk und zu Bild. de sagte der Verbands-Chef: „Wir sind nicht nur bereit, wir scharren schon seit Wochen ungeduldig mit den Hufen.“Er könne nicht verstehen, warum „man das Volk sozusagen im Lockdown hält“, anstatt es zu impfen. Impfzentren seien eine „Verschwendung von Ressourcen“, Arztpraxen viel „schneller“und „flexibler“. Laut Weigeldt gebe es in der Politik den „Drang“, „diese Impfzentren zu erhalten, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was die Menschen wollen“. Offensichtlich sei es wichtiger, „die Impfreihenfolge einzuhalten, als zu impfen“.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58) verteidigte gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe den späten Start. „Hätten wir jetzt schon die niedergelassenen Ärzte eingebunden, hätte das zu Enttäuschungen geführt. Wenn ein Arzt am Tag gerade mal ein paar Leute impfen kann, aber 1000 bei
ihm darauf warten, sorgt das nur für Ärger.“Es werde eh „bis Mai dauern, bevor das in vollem Umfang in allen Ländern laufen kann“. Erst dann stünde flächendeckend genügend Impfstoff zur Verfügung.
Und Gesundheitsminister Spahn? Der schloss sich inhaltlich der Aussage von Lauterbach an, dass zunächst genügend Impfstoff für Hausärzte und Impfzentren
zur Verfügung stehen müsse. Zugleich lobte er die deutsche Impfkampagne diese würde immer mehr an Dynamik gewinnen. Zuletzt habe es mehr als 270 000 Impfungen gegeben.
Zum Vergleich: Spätestens am 1. Mai will US-Präsident Joe Biden (78) Impfstoff allen Erwachsenen zugänglich machen. Seit 20. Januar wurden in den USA mehr als 81 Millionen Dosen verimpft.