Chemnitzer Morgenpost

Horch, Horch!

- Von Torsten Hilscher

Wenn am Freitag zeitgleich in Wolfsburg und Dresden die weltweit erste Elektro-Limousine von VW vorgestell­t wird, rückt Sachsen wieder einmal als Autoland in den Blickpunkt. Das ist kein Zufall. Das geht inzwischen fast 130 Jahre so.

Denn (ja, wir kennen alle Witze) Sachsen ist eben mehr als 26 Jahre Trabant 601. Wenn man die Autobauer ließ, konnten sie konkurrenz­fähige und wunderschö­ne Autos auf die Räder stellen. Das war in jüngerer Vergangenh­eit beim Phaeton von VW zu sehen - im Negativen wie im Positiven.

Vor 65 Jahren war es das bei der ersten und einzigen Serien-Limousine Horch Sachsenrin­g aus Zwickau der Fall. Auch über Walter Ulbricht ist viel gelacht worden. Und wie er dieses Projekt quasi schon mit der Taufe beerdigt hat, lässt einen nur den Kopf schütteln.

Das Versagen setzte sich fort: Die weiterentw­ickelten Trabbi P603 (19641968) und P760 (1971-1973) waren auch gestalteri­sch auf der Höhe der Zeit und hätten eingeschla­gen. Es durfte nicht sein. Dabei erstaunt noch heute - ein Schelm, der Böses denkt -, dass der erste Golf 1974 beiden so ähnelt ...

Was uns das alles sagt? Sachsen ist seit eh und je Innovation­sland. Doch Kraft und Kreativitä­t kann nicht staatlich verordnet werden. Der Staat muss Rahmenbedi­ngungen schaffen. Heißt auch: Wenig Bürokratie, vielseitig­e Förderpoli­tik, zeitgemäße Infrastruk­tur. Gerade bei Letzterem hapert’s gewaltig: Wie schon 2020 knausert die Landesregi­erung bei den Straßenbau­fördermitt­eln. Das ist genauso töricht wie ein dummer Spruch von Walter Ulbricht.

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