Erster Friedhof erstellt Fahndungsfotos
Grassierende Grabräuberei in Sachsen
DRESDEN - Von Frieden keine Spur: Sachsenweit plündern Diebe die Gottesäcker, von
Jahr zu Jahr wird der Schaden größer. Gefasst werden die Langfinger selten und so greifen besonders die Friedhöfe mit wertvollen Skulpturen zu ungewöhnlichen Mitteln.
427-mal kam im Jahr 2020 etwas auf Sachsens Friedhöfen weg. Doch hatten die Ruhestätten die vergangenen Jahre eher mit Buntmetalldiebstählen zu tun, fallen die Langfinger jetzt offenbar gezielt über wertvolle Kunstwerke her. Das Innenministerium schätzt auf Anfrage der AfD den Schaden im vergangenen Jahr auf 183 000 Euro. 2019 waren es noch 72 000 Euro, im Jahr 2017 nur 42 000 Euro.
In Dresden trifft es besonders den Johannisfriedhof: „Jetzt sind die Diebstähle Auftragsarbeit“, ist sich Verwaltungsleiterin Beatrice Teichmann (45) sicher. „Es werden Originale gestohlen, die keiner ein fach so beim Schrotthändler verkauft.“
Dafür spricht auch, dass besonders oft Skulpturen mit
Bezug zum
Ersten Weltkrieg gestohlen werden.
Eine Serie, die auf dem Tolkewitzer
Urnenhain mit dem Grab des Jagdfliegers Max Immelmann (†25, MOPO berichtete) weiterging. Hier schnappte die Polizei jedoch zwei deutsche Verdächtige (36, 59) und konnte die Skulptur sicherstellen.
Auf dem Johannisfriedhof will die Verwaltung die Plünderung nicht länger zulassen: „Wir hatten angeregt, die Kunstwerke in einem Pilotprojekt speziell zu sichern, uns dazu an das Innenministerium gewandt und bereits erfasst, welche Kunstwerke wie gesichert sind“, so Teichmann. „Aber wir wissen nicht, wie wir das finanzieren sollen, und bekommen auch keine Antwort, wer so ein Projekt fördert.“Damit die bereits gestohlenen Werke künftig bei Auktionen auffallen, hat der Friedhof die leeren Stellen jetzt mit Fahndungsfotos versehen.
Noch radikaler ging der Südfriedhof in Leipzig vor: Dort wurden besonders wertvolle Statuen ins Depot eingelagert, die Gräber stattdessen mit Kopien versehen.