Wie gefährlich ist das Saarland-Modell?
SAARBRÜCKEN - Das Saarland will trotz steigender Neuinfektionen und der Ausbreitung der südafrikanischen Virus-Variante im Nachbarland Frankreich nach Ostern vorsichtig öffnen. Ministerpräsident Tobias Hans (43, CDU) verteidigt das vielfach kritisierte Saarland-Modell.
Die Lockerungen sollen Anreize für Corona-Tests sein, mit denen Infizierte schnell entdeckt werden könnten, sagte Hans in der ARD. Mit besonders vielen Tests sollten dann infizierte Menschen entdeckt, in Quarantäne gebracht und so neue Ansteckungen vermieden werden. Vom 6. April an - dem Dienstag nach den Feiertagen - sollen im Saarland Kinos, Fitnessstudios und die Außengastronomie wieder öffnen. Voraussetzung sei ein tagesaktueller negativer Schnelltest.
„Versuche in Modellregionen können in dieser Situation keine Alternative zum
Lockdown sein“, kritisierte die Vorsitzende des Ärzteverbands Marburger Bund, Susanne Johna (55), in der „Rheinischen Post“. „Die dritte Welle ist bereits im vollen Gange. Ich sehe es kritisch, wenn mit dem Saarland ein zwar kleines, aber doch ganzes Bundesland einen Modellversuch durchführen will.“
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58) befürchtet durch das Modellprojekt im Saarland eine Verschärfung der Corona-Lage in Deutschland. „Man kann das drehen und wenden wie man will, bei den Modellprojekten geht es um zusätzliche Lockerungen (...) und genau das brauchen wir ja derzeit nicht, wir brauchen keine Lockerungen, sondern wir brauchen eine Verschärfung“, so Lauterbach. Der Virologe Martin Stürmer (52) sieht die geplanten Corona-Lockerungen im Saarland zwiespältig. Der Versuch sei sehr mutig, erklärte Stürmer im rbb-Inforadio. Auch die Grundidee, sich Alternativen zum Lockdown zu überlegen, sei nicht schlecht. Er rate allerdings davon ab, die Regelung gleich für das ganze Bundesland zu beschließen.