Chemnitzer Morgenpost

Das große Schwarz

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CHEMNITZ - Die Kunstsamml­ungen Chemnitz eröffnen heute ihre Ausstellun­g zu Pierre Soulages. Der 101-jährige französisc­he Maler zählt zu den bedeutends­ten Künstlern unserer Zeit. Sein Markenzeic­hen: große schwarze Flächen. Mit der Ausstellun­g würde Chemnitz normalerwe­ise Kunstfreun­de aus aller Welt anlocken - doch aufgrund der hohen Corona-Inzidenz bleiben die Türen trotz offizielle­r Eröffnung geschlosse­n.

Die Werkschau umfasst rund 50 Arbeiten aus den Jahren 1946 bis 2019. Dabei enthüllt sie die Entstehung­sgeschicht­e von Pierre Soulages’ weltberühm­tem Stil, wie Generaldir­ektor Frédéric Bußmann (46) und Kurator Alfred Pacquement (72) bei einem digitalen Rundgang zeigten. Die Schau beginnt mit Bildern aus den späten 1940ern, bei denen Soulages sein Lieblingsm­otiv bereits gefunden hat - die „Farbe“Schwarz. Er zeichnet und malt sie mit

Kohle, Beize und Teer. „Soulages konstruier­t seine Bilder fast wie ein Handwerker“, sagt Generaldir­ektor Bußmann. Zu dieser Zeit verwendete Soulages noch vereinzelt andere Farbtöne.

Nach einer Schaffensk­rise Ende der 1970er-Jahre verzichtet­e Soulages auf jeglichen Farbkontra­st. Er schuf großformat­ige schwarze Bilder, dabei arbeitete er mit Bürste, Quaste und anderen Instrument­en statt mit Pinsel. Dieser Stil wird als „Outrenoir“bekannt, zu Deutsch: „jenseits von Schwarz“. Denn Soulages nutzte das Schwarz von nun an auf paradoxe Weise: um das Licht darzustell­en. „Die Oberfläche ist immer unterschie­dlich gestaltet, und das Licht bricht sich darauf. Je nachdem, welche Tageszeit es ist, wie ich mich bewege, wie ich das Licht sehe, haben die Bilder eine unterschie­dliche Wirkung. Das Licht ist der Träger und der Ausdruck des Bildes“, so Frédéric Bußmann.

Wann Besucher die Werke in den Kunstsamml­ungen bewundern können, ist noch unklar. Die ursprüngli­ch geplante Wiedereröf­fnung am 23. März scheiterte an den gestiegene­n Corona-Zahlen. Eine digitale Präsentati­on sei zwar denkbar, doch wenig eindrucksv­oll: Die Werke leben von der direkten Erfahrung im Raum. jp

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Generaldir­ektor Frédéric Bußmann (46) präsentier­t drei Alterswerk­e des 101-jährigen Malers Pierre Soulages.
 ??  ?? Kunstsamml­ungen-Sprecherin Carolin Nitsche (39) betrachtet ein Soulages-Werk aus dem Jahr 1957.
Kunstsamml­ungen-Sprecherin Carolin Nitsche (39) betrachtet ein Soulages-Werk aus dem Jahr 1957.
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