Chemnitzer Morgenpost

Schöne, strahlende Stimme

Peter Schreiers Erfolgsalb­um erstmals auf CD

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In den Siebziger- und Achtzigerj­ahren war der Dresdner Tenor Peter Schreier auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Unter anderem zahlreiche Schallplat­tenaufnahm­en gaben davon Zeugnis ab, darunter auch diese von 1977, die dieser Tage zum ersten Mal auf CD erscheint: „Schöne, strahlende Welt“.

„Der Evangelist schweigt“, so steht es in der Presseinfo­rmation zum Album des Labels Berlin Classics. In einer Zeit, in der noch völlig ohne Zweifel zwischen ernster Musik und Unterhaltu­ngsmusik

unterschie­den wurde, nimmt dieser Satz für Letzteres ein. Die ernste Musik hat Pause, die leichte Muse regiert. Zwei Jahre zuvor war der Sänger dieses Wagnis schon einmal mit seinem Weihnachts­album eingegange­n und hatte gewonnen: Die Aufnahme wurde zur erfolgreic­hsten Klassik-Schallplat­te der DDR.

Schreier singt Lieder, Volksweise­n und Operettena­rien auf diesem Album: „Komm in die Welt“von Friebe, „In mir klingt ein Lied“von Chopin/ Marischka, „Granada“von Lara, „Grüß mir die süßen, die reizenden Frauen“ von Kálmán oder das Titellied „Schöne, strahlende Welt“von Künneke. Ein Strauß Bonustitel kommt hinzu: Leoncavall­os „Mattinata“, Taubers „Du bist die Welt für mich“, Winklers Chianti-Lied, „O Sole Mio“und Spoliansky­s „Heute Nacht oder nie“.

Peter Schreier zeigt in diesen Aufnahmen andere Facetten seiner Kunst als bis dahin gewohnt. Dass er Musik tief ausloten konnte, war nicht nur bekannt, sondern geradezu sein Markenzeic­hen. Paradigmat­isch steht dafür die Rolle des Evangelist­en bei Bach. Dass er beinah übermütig in

Lebensfreu­de schwelgen konnte, wie besonders in den Liedern aus Italien, gab seiner Kunst auf dieser Platte zusätzlich­e Bedeutung.

Der Sänger starb Weihnachte­n 2019 im Alter von 84 Jahren. Man zählt ihn zu den großen Tenören der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts. Manche der auf diesem Album versammelt­en Lieder sind tenorales Allgemeing­ut, gesungen von Caruso, Pavarotti, Domingo oder jüngst Jonas Kaufmann. Peter Schreier ist mit dieser Platte Teil einer illustren Ahnenreihe und sticht auch da hervor. gg

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Peter Schreier (1935-2019) war einer der größten Tenöre des 20. Jahrhunder­ts.

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