Warum der Architektenboden aus Barcelona in Dresden verbaut wurde
Noch heute im Landtag zu entdecken
Jahr für Jahr schleichen in normalen Zeiten Tausende Touristen ehrfürchtig durch Mies van der Rohes Barcelona-Pavillon. Die Ikone der Klassischen Moderne von 1929 gilt als die Urmutter aller Designhäuser. Was kaum bekannt ist: Der heutige Pavillon in Barcelona ist ein Nachbau. Der Originalsteinfußboden wurde fast komplett im Sächsischen Landtag verbaut! Vor genau 90 Jahren.
„Es trifft zu. Der Steinfußboden aus Barcelona liegt hier“, sagt ein Landtagssprecher und zeigt 90 Jahre altes Archivmaterial. Daraus geht hervor, dass Sachsen damals einfach zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle war. Für den Bau seiner Oberfinanzdirektion (heute Altbaubereich des Landtags) wurde noch Material gesucht, Spanien wiederum wollte den Pavillon nach dem Ende der Weltausstellung loswerden.
Das Material, hellbeiger römischer Travertin, landete 1930 zunächst in Hamburg, bevor ein Dresdner Regierungsbaumeister einen Tipp erhielt. So kamen die quadratischen Platten Ende März 1931 nach Dresden. Materialkosten für das damalige Land Sachsen: 0,00 Reichsmark. Die Dresdner Firma Silbach & John verbaute dann rund 580 der vorher 600 Quadratmeter - im Foyer, auf der Treppe, in der Galerie im ersten Obergeschoss und im Umlaufkorridor.
Inzwischen hat auch der neue Hausherr die Besonderheit erkannt, über die täglich Mitarbeiter und Abgeordnete laufen: Seit 2019 erinnert eine Gedenktafel aus Messing im Fußboden an die Herkunft. Die ausgebaute Travertinplatte von dieser Stelle ging übrigens nach Aachen, an den Verein Mies van der Rohe in der Heimatstadt des Architekten.