Chemnitzer Morgenpost

Gerichte werden „sächsische­r, jünger und weiblicher“

Hunderte Richter gehen in den Ruhestand - Zeit für einen Generation­swechsel

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Sie kamen nach der Wende in Massen in den Osten und ergatterte­n sich hier ein Richteramt: Hunderte West-Juristen scheiden in den nächsten Jahren altersbedi­ngt aus dem sächsische­n Justizdien­st aus. Das Land braucht nun neue Richter - und die Gerichte haben die Chance, endlich sächsische­r zu werden.

Der Generation­swechsel steht unmittelba­r bevor: „Wir haben rund 700 Richter in der ordentlich­en Gerichtsba­rkeit, davon werden etwa 400 in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen“, sagt Leon Ross, Präsident des Oberlandes­gerichts (OLG) Dresden. Viele der nach 1990 eingestell­ten Richter erreichten nun das Ruhestands­alter. Ross: „Bis 2030 werden ungefähr 60 Prozent der Richterinn­en und Richter in den Ruhestand gehen.“

Ohne ausreichen­de Vorsorge könne das die Wissenswei­tergabe gefährden und bei den sehr starken Abgängen in vier, fünf Jahren die Leistungsf­ähigkeit der Gerichte beeinträch­tigen, meint Ross. Deshalb werden aktuell mehr junge Juristen eingestell­t. Ross: „Vor zehn Jahren hatten wir in Sachsen etwa 30 Probericht­er, momentan sind es 130.“

Positiver Nebeneffek­t: Inzwischen kommen rund 80 Prozent der Richterinn­en und Richter, die neu eingestell­t werden, aus dem Freistaat. „Die Justiz wird im Zuge des Generation­enwechsels sächsische­r, jünger und weiblicher“, sagt Ross. Am OLG wurden gerade sechs Richterste­llen besetzt, „alles Juristinne­n aus Sachsen“. Der Frauenante­il an der Richtersch­aft an Amts- und Landgerich­ten sowie dem OLG liege derzeit bei etwa 47 Prozent.

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In den nächsten Jahren werden sich die Richterbän­ke deutlich verjüngen, Hunderte Alt-Richter gehen in den Ruhestand.
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Seit der Wende wird in Sachsens Gerichten überwiegen­d bayerisch oder schwäbisch Recht gesprochen, demnächst wieder sächsisch.
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 ??  ?? Leon Ross, Präsident des Oberlandes­gerichts Dresden, freut sich über 130 junge Probericht­er.
Leon Ross, Präsident des Oberlandes­gerichts Dresden, freut sich über 130 junge Probericht­er.

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