Hier gibt’s Lesestoff frei Haus
DRESDEN - Zwischen den Bücherregalen stehen einladend ein Stuhl, ein Tisch mit Leselampe und neuester Lesestoff. Davor liegen kleine Bücherstapel auf einer Decke bereit. Diese bringt Jörg Scholz-Nollau (54), Inhaber der Buchhandlung LeseZeichen, seinen Kunden auf Wunsch auch bis an die Haustür. Eine Lockdown-Idee, die Bestand hat.
Denn Jörg ScholzNollaus kostenloser Lieferservice wurde in den Wochen und Monaten des Lockdowns derart nachgefragt, dass er ihn auch weiterhin anbietet. Obwohl er seinen Laden LeseZeichen in der Prießnitzstraße seit März unter geltenden Auflagen wieder öffnen darf, so wie Geschäfte des täglichen Bedarfs. Richtig so, freut sich der Buchhändler: „Bücher sind auch eine Art ‚Grundnahrungsmittel‘“
Zwei Mal täglich außer samstags ist er mit vollen Büchertüten auf dem Fahrrad unterwegs, zwischen 13 und 15 Uhr sowie nach 18 Uhr. Weitere Routen bis nach Radebeul fährt er mit dem Auto. Es sind fünf bis zehn Stationen pro Büchertour. Das Lesefutter ist bunt gemischt. Darunter bei Kindern beliebte Reihen wie „Gregs Tagebuch“oder das Jugendbuch „Das Haus der Monster“von David Williams. Er bringt auch Schulbücher und Arbeitshefte fürs Home-Schooling nach Hause.
Die Buchbestellungen nehmen Scholz-Nollau und eine Mitarbeiterin telefonisch oder über seinen Webshop (www.buchlesen.de)
entgegen. Dort stehen auch die derzeitigen LeseZeichen-Bestseller: auf Platz 1 Lutz Seilers Wende-Roman „Stern 111“, Platz 2 Ingo Schulze und sein Dresden-Roman „Die rechtschaffenen Mörder“und auf Platz 3 Volker Sielaff mit seinem Gedichtband „Barfuß vor Penelope“.
Die Bücher bekommt Scholz-Nollau über einen Großhändler und kann sie schon am nächsten Tag ausliefern. „Die Umsatzeinbußen durch den Lockdown haben sich in Grenzen gehalten“, sagt er. Sie würden höchstens zehn bis 20 Prozent betragen. Das habe ihn selbst überrascht, seien ihm im zweiten Lockdown doch auch die Weihnachtsumsätze weggebrochen. Scholz-Nollau: „Die Stammkundschaft ist uns treu geblieben.“sein ft ein uchaden, sondern ein leendir Kulrt.
der g vor finden in der Buchhandlung regelmäßig Ausstellungen namhafter Künstler statt, aktuell sind Werke des Dresdner Malers Hubertus Giebe (67) zu sehen. Dazu kommen Buchpremieren und Autorenlesungen. So las Bestseller-Autor Uwe Tellkamp (52, „Der Turm“) bereits 1999 aus seinem Epos „Nautilus“.
Der gebürtige Dresdner hatte schon immer eine Leidenschaft für Bücher, Belletristik und Lyrik, erzählt er. 1998 eröffnete Scholz-Nollau nach seinem Architekturstudium das LeseZeichen am Rande der Neustadt. Genau richtig kam im Herbst letzten Jahres die Auszeichnung mit dem Deutschen Buchhandlungspreis, um den sich circa 500 Buchhandlungen aus ganz Deutschland bewarben. Er gehört zu den rund zehn Preisgekürten, sein Laden erhielt das Gütesiegel „Besonders herausragend“. Scholz-Nollau: „Das Preisgeld von 15000 Euro gibt eine gewisse Sicherheit. Es wird für die Erneuerung der Beleuchtung und Autorenhonorare für Lesungen verwendet.“
Die nächste Buchpremiere - „Ein Schlitten mit zu viel Schnee“mit Lyriker Lutz Rathenow (68) - soll am 29. April stattfinden. Im Sommer will Scholz-Nollau eine Festlesung zum Buchhandlungspreis mit Dresdner Autoren veranstalten. Dann im Garten hinter dem Buchladen.