Chemnitzer Morgenpost

Die Seele der Dinge

Clemens Christian Poetzschs neues Album ist erschienen

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LEIPZIG - Der Dresdner Pianist und Komponist Clemens Christian Poetzsch (36) hat den Lockdowns der zurücklieg­enden Monate Positives abgewinnen können, nämlich ein neues Album. Seit gestern ist die Platte auf dem Markt.

Die Corona-Zeit schlägt sich in Kunst und Kultur nieder. Allerlei Bücher sind erschienen, Sachbücher, Essays, Gedichte und Romane, die sich reflektier­end auf das Virus und seine gesundheit­lichen wie gesellscha­ftlichen Auswirkung­en beziehen. Ist die Krise irgendwann überwunden, wird eine ansehnlich­e Corona-Bibliothek entstanden sein.

Wird es auch eine solche Corona-Diskothek geben? Wenn ja, wäre Poetzschs Album mit Sicherheit dabei. „The Soul Of Things“, so lautet der Titel des Albums mit 13 Kompositio­nen, die in gleichem Maß die unmittelba­re Umgebung des Alltags wie das durch Corona verengte Leben spiegeln.

Wie die meisten anderen Menschen war und ist Poetzsch auf seine eigenen vier Wände zurückgewo­rfen. „So habe ich angefangen, zum Beispiel Gegenständ­e in meiner Wohnung als Inspiratio­nsquelle zu nutzen, Dinge, die ganz nah an mir dran sind“, erklärt er. Die Stücke, in denen er den Dingen Seele und Geheimnis ablauscht, heißen „Stundengla­s“, „Kaleidosko­p“oder „Ziffernbla­etter“, „Indigo Feder“, „Porzellan“oder „Ebenholz“.

Mit „Ebenholz“sei ein vom Großvater geerbtes Klavier gemeint, an dem er meistens seine Musik komponiere, so Poetzsch, mit „Porzellan“eine alte, wertvolle Vase. „Indigo Feder“meint den alten Füller, mit dessen Hilfe er seine Musik per Hand niederschr­eibt: „Dieser Stift gibt mir ein Gefühl müheloser Geschmeidi­gkeit. Das überträgt sich auf mein Komponiere­n.“

„Ebenholz“ist eine Solo-Klavierstü­ck von nachdenkli­cher Schönheit. In anderen Kompositio­nen kommen weitere Instrument­e hinzu, Harfe und Cello etwa, auch der Synthesize­r. Stilistisc­h ist das Album ein eigenständ­iges Werk mit Einflüssen aus Jazz, moderner Klassik, auch Filmmusik. Durch die meisten Stücke weht ein Hauch nordischer Melancholi­e.

Eingespiel­t wurde das Album in leibhaftig­er Begegnung mit den Mitmusiker­n nicht in Leipzig, wo er mittlerwei­le lebt, sondern in einem Studio in Berlin. Poetzsch: „Nicht zuletzt auch, weil dort einer der großen Steinway-Flügel steht, die ich so gerne spiele.“

Auftritte vor Publikum waren geplant, doch mussten sie verschoben werden, die meisten in den Herbst. Für heute war die Album-Premiere im Dresdner Jazzclub Tonne vorgesehen, neuer Termin ist am 22. Mai. Bis auf Weiteres geht Clemens Christian Poetzsch davon aus, dass das Konzert stattfinde­n wird. gg

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Clemens Christian Poetzsch (36) zu Hause in Leipzig in seinem Heimstudio.
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