Tausende Impfdosen warten auf die Sachsen
DRESDEN - In Sachsen drohen Tausende von Impfterminen zu verfallen. Ein neues Impf-Chaos? Im Gegenteil: die Chance für alle über 60-Jährigen, schnell zum Schuss zu kommen. Ab Freitag können das auch alle Lehrer.
35 Termine waren gestern gegen 17 Uhr für das Impfzentrum Riesa noch zu haben. Für die nächsten zwei
Wochen. Gleichzeitig zeigte die Auflistung des Schweizer Startups im 59 Kilometer Luftlinie entfernten Chemnitzer Impfzentrum 888 verfügbare Termine an. Dazu kamen 877 in Löbau/Zittau, immerhin noch 411 in Dresden, 355 in der Leipziger Messe, 344 in Mittweida. Insgesamt sind mehrere Tausende von Impfterminen - voraussichtlich über den April hinaus - frei. Viele davon drohen zu verfallen.
Kai Kranich (39) vom Deutschen Roten Kreuz Sachsen sieht das dennoch positiv: „Alle über 60-Jährigen haben damit aktuell die Chance, kurzfristig einen Impftermin zu erhalten.“Voraussetzung: Impfwillige müssen sich mit dem Vakzin von AstraZeneca impfen lassen und gegebenenfalls mobil sein. Einen Anspruch auf Impfung im eigenen Wohnort gibt es nicht.
Aber: Einfach hinfahren und auf eine Impfung hoffen, das funktioniert nach wie vor nicht. Auch über die Hotline 0800/0899089 sind kurzfristige Termine für die nächsten sieben Tage nicht buchbar. „Das funktioniert nur über www.sachsen.impfterminvergabe.de“, so Kranich. Impfberechtigt sind nach wie vor nur die über 60-Jährigen. Wer nicht kann, soll absagen, so die dringende Bitte von Kranich.
Schon am Freitag wird diese Priorisierung aufgeweicht. Wie Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (62, SPD) gestern ankündigte, werden die Buchungsportale dann für alle Lehrerinnen, aber auch für alle anderen Schulbediensteten freigeschaltet. Die Freigabe für weitere Gruppen kommt, hänge aber ab von der Impfstoff-Verfügbarkeit, so Köpping.
In Sachsen sind inzwischen 930 902 Impfdosen verabreicht worden (Stand: 13.4.21).
Rund 15 Prozent der Bevölkerung sind geimpft (Erstimpfungen: 645610, Zweitimpfungen: 285 292) . Damit liegt der Freistaat bundesweit auf Rang sieben.
Übrigens: Warum aktuell manche Impfzentren viele, andere überhaupt keine freien Termine anbieten, ist unklar. Eine Möglichkeit: In den vier großen Zentren in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Löbau sind neun Impfstrecken in Betrieb, sonst nur zwei bis vier. Je größer das Zentrum, desto mehr Impfstoff kommt an und desto mehr Termine können mittelbar auch angeboten werden.