Verbraucherschutz prangert Kreditwucher in Corona-Not an
LEIPZIG - Ob Autos, Möbel oder Haushaltsgeräte - Finanzierungen und Ratenkäufe werden hierzulande immer beliebter. Doch in der Corona-Krise können viele Konsumenten ihre Kredite nicht mehr bedienen. Mehrere Banken nutzen die Not ihrer Kunden schamlos aus. Sachsens Verbraucherzentrale (VZS) spricht bereits von „Kreditwucher“.
Wer durch Jobverlust oder Kurzarbeit sein Darlehen nicht mehr bedienen kann, dem bieten die Banken in der Regel „Hilfe“in Form einer Umschuldung an. Doch das könne richtig ins Auge gehen, warnt VZS-Finanzexpertin Andrea Heyer. Vor allem dann, wenn den Verbrauchern neben der Aufstockung der Kreditsumme noch eine teure Restschuldversicherung untergejubelt wird.
Krasses Beispiel aus dem Beratungsalltag der VZS: Bei einem Sachsen, der sich 2013 für eine Zahnarztbehandlung und eine Autoreparatur 40 100 Euro lieh, wegen Zahlungsschwierigkeiten immer wieder umschulden musste, wuchs der
Rückzahlungsbetrag inzwischen auf 88 606 Euro an. „Allein die Restschuldversicherung schlug hier mit 22 328 Euro zu Buche - dieser Einmal-Betrag muss zusätzlich über Kredit teuer finanziert werden“, berichtet Heyer und spricht von Wucher. Letztlich summierten sich die Zinsen auf gigantische 26 178 Euro.
Doch nicht nur bei großen Finanzierungen nutzen Banken die Not der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Darlehensnehmer aus und zimmern teure Kettenkredite. Auch bei Mini- und Kurzzeitkrediten, die in der Corona-Krise viele Sachsen zur Überbrückung finanzieller Engpässe abgeschlossen haben, stoßen die Verbraucherschützer immer wieder auf Fälle von Abzocke. -bi.