Flick kündigt Abschied an - und wird gerügt
Bosse sauer, Spieler traurig Keine gütliche Einigung?
MÜNCHEN - Eingepackt in eine dicke FCB-Jacke, überwachte er das Übungsprogramm der Reservisten, während die von ihm in Wolfsburg überrumpelten Bosse stundenlang an einer Reaktion auf die klaren Worte des Trainers arbeiteten. Die kam gestern Nachmittag - und es war ein Konter, der kaum eine gütliche Trennung der bis vor kurzem noch idealen Partner nach dem programmierten siebten gemeinsamen Titelgewinn erwarten lässt.
600 Kilometer entfernt vom Münchner Vereinsgelände hatte Flick in der Wolfsburger Arena forsch und überfallartig die Notbremse gezogen, nachdem er sein Abschiedsgeschenk an den FC Bayern praktisch eingetütet hatte. Die Münchner Bosse wurden von ihrem Trainer kalt erwischt.
„Der FC Bayern missbilligt die nun erfolgte einseitige Kommunikation durch Hansi Flick“, hieß es in einer kurzen, kühlen Stellungnahme. Der deutsche Rekordmeister kündigte zugleich an, die Gespräche mit Flick
„wie vereinbart nach dem
Spiel in Mainz fortsetzen“zu wollen. Dann geht es um die vom Trainer gewünschte Vertragsauflösung. Der Verein könnte theoretisch auf Erfüllung bis Mitte 2023 pochen.
„Für mich ist es jetzt auch raus“, hatte Flick hörbar erleichtert gesagt, nachdem er sein Ansinnen publik gemacht hatte. Es war die Hammer-Zugabe nach dem so wichtigen Münchner 3:2 im Bundesliga-Topspiel beim VfL Wolfsburg. Die Münchner Vereinsführung steht plötzlich blank da. Sie braucht schnell einen Nachfolger.
Flicks Zukunft wird derweil schon als Nachfolger von Bundestrainer Joachim Löw beim DFB verortet. Eine längere Schauspielerei rund um seine Zukunft mochte sich der 56-Jährige nach der Vorentscheidung im Meisterschaftsduell mit Verfolger Leipzig nicht länger zumuten.
Eigentlich sollte erst nach der Woche mit den Spielen in Wolfsburg, morgen gegen Leverkusen und am Sonnabend in Mainz kommuniziert werden, was Flick dem Verein nach dem Champions-League-Aus in Paris mitgeteilt hatte. So sei es „vereinbart“gewesen, wie der Verein in seinem Statement ausdrücklich hervorhob.
Flick verstieß gegen die Abmachung, weil er den „Flurfunk“an der Säbener Straße fürchtete. „Es war wichtig, dass die Mannschaft das Ganze von mir erfährt, weil wir knapp eineinhalb Jahre sehr gut zusammengearbeitet haben“, erläuterte er. Die Spieler sind seine größten Verbündeten - und sollen es auch bis zum Ende bleiben: „Wir haben noch ein bisschen was vor in den fünf Spielen. Wir wollen den fünften Stern auf den Trikots“, äußerte Alleingänger Flick. Der fast gewonnene 30. Meistertitel zu Bundesliga-Zeiten ist dafür nötig.
Flick unterrichtete das Team direkt nach dem Abpfiff in der Kabine. „Es ist für uns als Mannschaft sehr traurig“, sagte Kapitän Manuel Neuer: „Wir haben zusammen die erfolgreichste Bayern-Zeit überhaupt ins Leben gerufen.“Neuer bezeichnete Flick sogar als „besten Trainer der Welt“.