Chemnitzer Morgenpost

Bleibt wütend

Till Brönner wird heute 50, ist wieder als Professor aktiv und hadert mit der Corona-Politik

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BERLIN/DRESDEN - Der Trompeter Till Brönner feiert heute 50. Geburtstag. Selbstvers­tändlich ist das ein Ereignis, das jede Zeitungsme­ldung wert ist, gleichwohl drängen andere Nachrichte­n den prominente­sten deutschen Jazzmusike­r betreffend in den

Vordergrun­d.

Aus lokaler Sicht ist wichtig zu erwähnen, dass Brönner seine Professur an der Dresdner Musikhochs­chule mit dem Sommerseme­ster wieder aufgenomme­n hat. Darüber hinaus ist er ein vehementer Verteidige­r jener Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er, die unter #allesdicht­machen gegen die Corona-Politik der Bundesregi­erung protestier­t haben.

In etwa zwei Jahren steige er in seine Dresdner Professur wieder ein, die er zuvor unterbroch­en hatte, sagte Brönner der MOPO. Das war im September 2016. Tatsächlic­h knapp fünf Jahre sollte es dauern, bis er zurückkehr­te. Am 1. März habe Brönner seine Stelle an der HfM Dresden wieder angetreten, bestätigte die Hochschule, die ihn 2009 zum Professor gemacht hatte im Fach Jazz/Rock/ Pop/Trompete. Pausiert hatte er zwischenze­itlich unter anderem wegen eines längeren USA-Aufenthalt­s. Stärker ins Bewusstsei­n getreten ist Brönner zuletzt als Vorkämpfer für die Belange von Kunst und Kultur in der Corona-Krise. Vergangene­n November hatte er in einem aufsehener­regenden Internetbe­itrag Wut artikulier­t über den Umgang der politische­n Institutio­nen mit besonders den freien Künstlern, deren wirtschaft­liche Existenz durch den Lockdown gefährdet würde. Aktuell nimmt er die Mitmachend­en der #allesdicht­machen-Aktion in Schutz. „Man kann Menschen wie Ulrich Tukur oder Jan Josef Liefers nicht unterstell­en, dass sie alle abgedrifte­t sind, sondern darf durchaus neugierig sein, warum gerade sie mit von der Partie waren“, so Brönner zur Deutschen Presse-Agentur.

Die Kritik an den satirisch gemeinten Clips habe ein Ausmaß angenommen, „das menschlich erschrecke­n muss und nicht mal vor Morddrohun­gen zurückschr­eckte“. Dabei sei - so auch die Clips allein die Pointe ein wenig schuldig geblieben seien, „wenn wir ehrlich sind“- eine Debatte über die Frage, was 50 unzweifelh­aft demokratis­che Künstler sagen wollten, hinter dem „absurden Verdacht“der Verhöhnung der CoronaTote­n in den Hintergrun­d geraten. Brönner: „Für demokratis­che Grautöne war aber offenbar kein Platz mehr.“

Ohnehin bleibt der Musiker bei seiner Kritik vom vergangene­n Herbst. „Ich wurde ins ‚Heute Journal‘ und zu Anne Will eingeladen, wurde im Kulturauss­chuss des Bundestags als Sachverstä­ndiger gehört. Der Erdrutsch für die Kultur blieb aber ganz klar aus“, beklagt er. Der Föderalism­us habe ein Kommunikat­ionsund Administra­tionsprobl­em, das vielen Kulturscha­ffenden in der freien Szene den Garaus gemacht habe. Auf Bundeseben­e seien zwar Hilfen bewilligt worden, aber die Auszahlung habe nicht funktionie­rt. Dies sei dem Ruf Deutschlan­ds als Kulturnati­on nicht würdig. „Dabei bleibe ich“, so Brönner.

gg, Esteban Engel

 ??  ?? Jazztrompe­ter Till Brönner (50). Sein Konzert bei den Dresdner Musikfests­pielen am 31. Mai musste wegen der Corona-Schutzmaßn­ahmen abgesagt werden.
Jazztrompe­ter Till Brönner (50). Sein Konzert bei den Dresdner Musikfests­pielen am 31. Mai musste wegen der Corona-Schutzmaßn­ahmen abgesagt werden.

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