Chemnitzer Morgenpost

Lob von Bach, aber Skepsis bleibt

Countdown läuft: Olympische­s Dorf öffnet die Türen

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Es gab in Tokio gestern tatsächlic­h noch ein anderes Thema als Corona, und es war bunt und voller Hoffnung. Zehn Jahre nach dem fatalen Erdbeben und dem folgenreic­hen Tsunami vor der Küste von Fukushima enthüllte Badminton-Olympiasie­gerin Ayaka Takahashi im Zentrum der japanische­n Metropole drei Statuen.

Gefertigt aus Aluminium-Bestandtei­len der Notunterkü­nfte, die damals jenen als Behausung dienten, die alles verloren hatten, sollen die zwei Meter hohen Kunstwerke Zuversicht und Mut und den Aufbruch in die Zukunft symbolisie­ren.

Die Gegenwart in der Olympiasta­dt war weniger bunt. In einem schmucklos­en Raum, der an eine Schulturnh­alle erinnerte, nahm IOC-Präsident Thomas Bach erstmals nach seiner dreitägige­n Quarantäne öffentlich Stellung. Die Gastgeber, so versichert­e er, könnten sich auf die „intensivst­en und strengsten COVID-Maßnahmen“und das vom IOC angeschobe­ne „weltweite Impfprogra­mm“verlassen. „Das japanische Volk kann auf alle Bemühungen vertrauen, die wir unternehme­n, um die Spiele sicher zu machen“, versprach Bach in der Runde mit Olympia-Chefin Seiko Hashimoto. Zudem, so der IOC-Chef weiter, sei Tokio der bestvorber­eitete Olympia-Gastgeber der Geschichte: „Sie alle haben einen fantastisc­hen Job gemacht.“Wiederkehr­ende Floskeln ohne viel Relevanz, doch Hashimoto nahm es wohlwollen­d zur Kenntnis, zumal Bach noch darauf hinwies, dass gerade diese perfekte Vorbereitu­ng „unter den gegebenen Umständen besonders bemerkensw­ert“gewesen sei.

Doch während in Tokio der Countdown zur Eröffnungs­feier läuft und das Olympische Dorf gestern seine Türen für die ersten Athleten geöffnet hat, ist die Skepsis der Japaner weiter ungebroche­n. Nach einer Umfrage des Marktforsc­hungsinsti­tuts IPSOS befürworte­n nur 22 Prozent im Gastgeberl­and die Olympia-Austragung während der Pandemie.

Das Institut befragte vom 21. Mai bis zum 4. Juni 19510 Erwachsene in 28 Ländern. Im Durchschni­tt sprachen sich nur 43 Prozent für die Durchführu­ng der Spiele aus, die im vergangene­n Jahr verschoben worden waren. Am 23. Juli sollen im Olympiasta­dion von Tokio die Sommerspie­le eröffnet werden, Zuschauer sind wie bei den meisten Wettbewerb­en nicht zugelassen.

Tokio und die angrenzend­en Präfekture­n befinden sich seit Montag im Notstand, der allerdings kein besonders strenger Lockdown ist. Restaurant­s und Bars sollen um 20.00 Uhr schließen und keinen Alkohol ausschenke­n. Die Sportler und weitere Gäste der Olympische­n Spiele unterliege­n strengen Corona-Maßnahmen.

 ??  ?? Schön sieht anders aus: Das Olympische Dorf. Die Eröffnung war gestern eine geheime Kommandosa­che. Statt einer feierliche­n Begrüßung der ersten Athleten mit Musik und Fahne hissen, mussten die Sportler durch die Hintertür und abgeschirm­t von der Öffentlich­keit das stark gesicherte Areal betreten.
Schön sieht anders aus: Das Olympische Dorf. Die Eröffnung war gestern eine geheime Kommandosa­che. Statt einer feierliche­n Begrüßung der ersten Athleten mit Musik und Fahne hissen, mussten die Sportler durch die Hintertür und abgeschirm­t von der Öffentlich­keit das stark gesicherte Areal betreten.
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 ??  ?? IOC-Boss Thomas Bach verteilte viel Lob an die Organisato­ren.
IOC-Boss Thomas Bach verteilte viel Lob an die Organisato­ren.
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Seiko Hashimoto

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