Renten-Welle rollt auf Sachsens Handwerk zu
LEIPZIG - Tischlereien, Elektrobetriebe oder Friseursalons: Viele Inhaber von Handwerksbetrieben in Sachsen stehen vor dem Ruhestand und suchen händeringend Nachfolger, die ihr Lebenswerk fortführen. Doch das gestaltet sich schwierig.
Es ist eine richtige Ruhestands-Welle, die auf Sachsens Handwerk zurollt. „Viele haben sich nach der Wiedervereinigung in den 1990er-Jahren selbstständig gemacht und sind jetzt in dem Alter, dass sie ihren Betrieb übergeben wollen“, sagt der Geschäftsführer der Handwerkskammer Leipzig, Volker Lux. Doch die Suche nach einem Betriebsnachfolger sei ein Problem, was unter anderem an der veränderten Altersstruktur der Bevölkerung und Nachwuchs-Problemen liege.
Allein im Kammer-Bereich Leipzig ist beinahe jeder fünfte Betriebsinhaber älter als 60 Jahre. Lux rechnet mit 2300 Betrieben, bei denen eine Übergabe ansteht.
Das Problem gebe es mittlerweile in allen Gewerken, sagt Sören Ruppik von der Handwerkskammer Chemnitz. Er fürchtet vor allem die Folgen für ländliche Regionen. „Wenn es im Dorf und im ganzen Umkreis keinen Handwerker mehr gibt, kommt niemand mehr, um den tropfenden Wasserhahn zu reparieren.“
Offen und mit Namensnennung wollen sich kaum Betriebsinhaber zu dem Problem äußern. Viele fürchten, dass Mitarbeiter und Kunden abwandern könnten, wenn sie hören, dass der Chef an Rente denkt. So geht es auch einem Trockenbauer aus dem Vogtland. „Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich mein Unternehmen gerne in ein bis zwei Jahren übergeben“, sagt er. Interessenten gebe es zwar. „Aber es scheitert bei vielen am Geld“, sagt er. Und für viele sei es unattraktiv, die Risiken einer Selbstständigkeit zu tragen.