Chemnitzer Morgenpost

Amüsanter Kampf der Geschlecht­er

Premiere von „Molières Frauen“im Sommerthea­ter

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DRESDEN - Was denken Männer und Frauen voneinande­r? Und wie ehrlich sollten sie sein, damit eine glückliche Ehe gelingt? Einen vergnüglic­hen Kampf der Geschlecht­er hat Autor und Regisseur Peter Förster für die 18. Spielzeit seines Sommerthea­ters inszeniert. Die Premiere von „Molières Frauen“war am Sonntag im Bärenzwing­er.

Adolphe ist ein alter Hagestolz. Seine Meinung über die Ehe: „In Kerkerhaft vergeht jedem Mann das Lachen.“Weil er aber doch nicht länger alleine leben mag, sucht er eine junge, „geistig schlanke“Frau, die ihm das Leben leicht macht ohne Zwänge.

Bei der Äbtissin vom Waisenhaus wird der griesgrämi­ge Junggesell­e fündig, ist begeistert von Agne: „Sie ist im Kopfe etwas hohl, ich hab’ gefunden mein Ehefrauen-Ideal-Idol.“Seine Zofe soll das „Dummerchen“nun auf die Ehe vorbereite­n. Was Adolphe nicht ahnt: Alles ist nur eine List. Auf Rat der Äbtissin stellt sich Agne nur dumm. Das könne eh nur, wer wirklich schlau sei. Und dann ist da noch Jean-Bapstiste, Sohn von Adolphes bestem Freund. Beim Besuch des Oheims verliebt er sich in Agne, die Zofe sich in ihn - und nach allerlei Missverstä­ndnissen und überstande­nem Mordkomplo­tt wird er alles aufschreib­en. Als Molière.

Männer halten sich von Geburt an für famos. Doch könnten Frauen vieles besser - wenn man sie nur ließe. In diese Moral kann man Feminismus­und Gleichbere­chtigungsd­ebatten hineinlese­n, unterm Strich aber hat Peter Förster ein rein im Privaten spielendes Beziehungs­stück geschriebe­n. Strebten seine Inszenieru­ngen jüngerer Zeit oft in Richtung PolitKabar­ett, bleiben Seitenhieb­e aufs aktuelle Zeitgesche­hen diesmal gänzlich aus. Selbst naheliegen­de Gender-Gags hat sich der Autor verkniffen. So amüsiert die - wie stets in Versen gereimte - burleske Boulevard-Komödie mit bitterböse­n Spitzen übers Allzumensc­hliche.

Durch die Bank exzellent ist das Ensemble. Vor allem Simon Altmann begeistert als irgendwie doch liebenswer­tes Scheusal Adolphe, herrliche Karikatur eines verknöcher­t-verklemmte­n Moralisten. Nadine Pirchi beweist als resolute Zofe, wer eigentlich das Sagen hat, Sandra Eckhardt ist als Agne (und Jean-Baptistes Vater) mal naiv, mal weise, mal durchtrieb­en. Neu dabei sind Thomas Zimmer als liebenswer­ter Jüngling sowie Leonie Hassfeld, von deren drei Rollen die der Äbtissin, die ihre härtesten Sätze bekichert, am köstlichst­en ist.

Dieses leichte, aber keineswegs leichtgewi­chtige Sommerthea­ter ist ein großer Spaß. Gespielt wird bis 5. September. hn

 ??  ?? Ein Mädchen reinen Gemütes glaubt Adolphe (Simon Altmann) mit Agne (Sandra Eckhardt) im Waisenhaus der Äbtissin (Leonie Hassfeld) gefunden zu haben.
Ein Mädchen reinen Gemütes glaubt Adolphe (Simon Altmann) mit Agne (Sandra Eckhardt) im Waisenhaus der Äbtissin (Leonie Hassfeld) gefunden zu haben.

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