Rudert Schulze zum Gold-Triple?
Schulzes Traum vom Gold-Triple lebt, aber realistisch ist Bronze
Als 20-Jähriger wollte Karl Schulze bereits den Sprung ins Olympia-Team von Peking schaffen. 2008 klappte es für den damaligen JuniorenWeltmeister und Zweiten bei der „U 23“-WM nicht. Mittlerweile ist er 33 Jahre und zweifacher Olympiasieger. Kann er jetzt in Tokio ein drittes Mal ganz oben auf dem Treppchen stehen?
Zumindest treibt dieser Gedanke den Dresdner seit Jahren an. Deshalb nahm er es vor einem Jahr in Kauf, weniger Zeit mit seiner Frau Marie Christin und den Mädels Leni (3) und Lea (1) zu verbringen. Viele Autobahn-Kilometer spulte er ab, um zwischen Dresden und Ratzeburg zu pendeln.
Wenige Tage vor den Rennen in Japan weiß er: „Die Vorzeichen stehen diesmal anders. 2012 in London waren wir Vize-Weltmeister im Doppelvierer. 2016 reisten wir als Weltmeister nach Rio. Mit diesen Erfolgen im Rucksack sind wir diesmal nicht nach Tokio geflogen.“Bei der WM 2019 war es Platz fünf. Danach wurde das Boot neu besetzt. Bei der EM in diesem Jahr kam Platz sechs raus. Die Favoriten-Rolle ist somit nicht die des deutschen Doppelvierers. „Diese haben die Niederländer, gefolgt von den Italienern, aber die Boote sind schon besiegt worden“, weiß Schulze. „Realistisch kämpfen wir um die Bronzemedaille. Um die fightet aber gefühlt das ganze Feld.“
Wenn morgen früh Töchterchen Leni aufgewacht ist, dann wird sie wohl Mama aufgeregt fragen: „Wie lief’s bei Papa?“Gegen halb fünf deutscher Zeit hatte er gut 11 000 Kilometer entfernt bereits seinen Vorlauf. Dafür ist er zuversichtlich. „Wir hatten im Trainingslager am Weißensee noch nie so gute Bedingungen“, schwärmt der Sachse. Ein gutes
Omen? Zumindest wurde in Kärnten jedes Mal die Gold-Form geschmiedet.
Die Hausaufgaben für die Crew waren klar: Konstanter rudern, die perfekte Abstimmung finden und am gesetzten „Fahrplan“für die 2 000-Meter-Strecke festhalten. Dies klappte zuletzt nicht und deshalb fehlte zur Konkurrenz immer etwas. Aber wie meinte Schulze: „Die Karten werden neu gemischt. Die Chance auf eine Medaille ist da. Und vielleicht geht’s noch weiter hoch als wir denken.“
Der Bundespolizist hat seinen Traum noch nicht ganz aufgegeben. Der Dresdner Dieter Grahn holte im Vierer ohne 1968 und 1972 jeweils Olympia-Gold, Karl will unbedingt das Triple. Und bekommt moralische Unterstützung für die Rennen auf dem Sea and Forest Waterway von Cheftrainer Ralf Holtmeyer „Olympische Spiele stehen imme unter einem anderen Stern. Imme sind Mannschaften nach vorn ge kommen, mit denen man nicht ge rechnet hat.“Am Dienstag gegen 3.04 Uhr deutscher Zeit wissen alle mehr. Dann ist der neue Olympiasieger im Ziel und die Frage geklärt, ob wie 2012 und 2016 die deutsche Fahne das Boot ziert und Karl wieder in ihm stehend den Sieg feiert.