Schäfer-Stündchen mit Medaille?
TOKIO-„Eshörtsichschlimmer an, als es ist“, meinte Pauline Schäfer, nachdem die Chemnitzerin beim Training den oberen Holm des Stufenbarrens nicht greifen konnte und aus 2,46 Meter einen Bauchklatscher auf zum Glück zwei dicken Matten hinlegte. In der Reihe „Fünf Ringe im Visier“ließ die 24-Jährige sich die letzten Monate vor den Olympischen Spielen begleiten und gab einige private und sportliche Einblicke. Steht sie in Tokio auch im Fokus?
Das ist die spannende Frage. Seit ihrem WM-Sieg am Schwebebalken 2017 ist viel passiert. Schäfer stand mehr wegen ihren Vorwürfen an ihre Ex-Trainerin Gabi Frehse im Mittelpunkt. Im Januar hatte die Frau vom KTV Chemnitz nach gesundheitlichen Problemen Startschwierigkeiten „wieder ins Training einzusteigen“erklärte sie in einer der Folgen auf Youtube. Doch sie biss sich systematisch rein. Zog 65 Kilo durch die Turnhalle, rutschte bei kniffligen Drehungen ein ums andere Mal vom Schwebebalken und quälte sich zur Perfektion bei den Sprüngen. „Ihre Stärke ist der Wille. Pauline kann sich schinden“, lobt ihr jetziger Coach KayUwe Temme. „Und sie springt sehr gut.“Und da drei der vier Geräte bei Olympia mit Sprüngen zu tun haben, ist der 44-Jährige ganz zuversichtlich. Die großen Hoffnungen liegen klar auf dem fünf Meter langen, zehn Zentimeter breiten Paradegerät. Bei der DM in Juni glänzte sie darauf bereits und legte den Grundstein für ihre Olympia-Quali.
Wenn es beim SchwebebalkenFinale am 3. August um die Medaillen geht, dann hätte die Abiturientin nichts dagegen, wenn es heiß in der Halle ist. „Manchmal ist es besser, wenn man schwitzt. Der Balken ist sehr rutschig und besprüht werden darf er nicht mehr“, so Schäfer. Durch die Schweißtropfen gibt es in Verbindung mit dem Magnesia mehr Grip. Aber erstmal muss sie es in den Endkampf schaffen. Morgen früh wird’s ernst für sie und ihre deutschen Kolleginnen. Der große Quali-Tag steht an - für Mehrkampf-Mannschaft, im Einzel und sämtliche Geräte.
Die Tage zuvor genossen Schäfer & Co. die Atmosphäre im Olympischen Dorf. Sie posierten fürs Foto in den Ringen. Ihrem Spitznamen „Turntussi“machte Pauline dabei keine Ehre. Den verlieh ihr eine Jugend-Trainerin, als sie noch in der Regionalliga unterwegs war. Verewigt ist das Synonym auf ihrem grünen Beutel für die Lederriemchen, die Schäfer für den Stufenbarren anlegt: „Meine haben sogar meine Unterschrift drauf. Das finde ich sehr, sehr cool.“
Wirklich cool ist die gebürtige Saarländerin dagegen unterm Basketballkorb nicht. Eher talentfrei, aber dies nimmt sie mit Humor. Ihre Zukunft sieht die Weltmeisterin ohnehin wo anders. „Ich würde gern Rechtsmedizinerin werden, dafür brauche ich aber ein gutes Abi“, meint Schäfer. Wenn es jetzt bei den Prüfungen nicht geklappt haben sollte, dann will sie Richtung EventManagement gehen. Aber jetzt soll Tokio für die Chemnitzerin zum E t d