Vetter hat Riesenbock auf Gold
TOKIO - In der Grundschule war Johannes Vetter „ein begnadeter Schlagballwerfer“, beim Wandern schmiss er gerne Tannenzapfen auf seinen Papa. So fing alles an mit seiner Leichtathletik-Karriere.
Einen antiken Speerwerfer ließ er sich vor zehn Jahren auf den Rücken tätowieren, später kamen die olympischen Ringe hinzu. In Tokio soll nun Gold um seinen Hals hängen wie bei seinem WM-Triumph 2017 in London. Der 28-jährige gebürtige Dresdner geht als Topfavorit in den Wettbewerb
- und hatte genügend Zeit, sich mit dieser Drucksituation anzufreunden.
Wenige Tage vor seinem Auftritt in der morgigen Speerwurf-Qualifikation (03.05 Uhr MESZ) lag
Speerwerfen
Vetter bei einer Video-Pressekonferenz entspannt im Bett im Trainingslager in Miyazaki. Von Stresssymptomen (noch) keine Spur vor dem Finale am Samstag: „Ich hab’ einfach nur Riesenbock drauf.“Die Qualifikation? „Das Ziel ist, dass ein Wurf reicht.“Mit angezogener Handbremse werde er da aber nicht antreten.
Der Olympia-Vierte von 2016 führt die Weltbestenliste mit 96,29 Metern deutlich an und war auch im vergangenen Jahr der herausragende Werfer. „Ich tue gut daran, mich auf mich selbst zu konzentrieren, damit bin ich immer gut gefahren“, antwortete Vetter auf die Frage nach seinen Konkurrenten. „Ich weiß genau, was ich kann und was ich drauf habe.“
Vor Tokio hat Vetter eine Serie von 19 Siegen aufzuweisen. Der WM-Dritte von 2019 übertraf zwischen Ende April und Ende Juni
sieben Mal nacheinander die 90-Meter-Marke, haderte aber zuletzt mit dem Anlaufbelag bei den Meetings in Gateshead und Thum. In Tokio liege aber der professionellste Belag, den es gebe.
Verlassen kann sich Vetter auf seinen Heimcoach Boris Obergföll (ehemals Boris Henry). Der 47-Jährige verhalf nicht nur Vetter, sondern auch schon seiner späteren Ehefrau Christina (2013) sowie Matthias de Zordo (2011) zu WM-Titeln. „Den Leistungspunkt an dem einen Tag zu treffen, das ist das Schwierige“, sagt der Bundestrainer.