Vier „Blauhemden“vor Gericht
Rathaus-Balkon in Zwickau gekapert!
Vier Demonstranten der FDJ (Freie Deutsche Jugend) sind im März 2020 auf den Balkon des Zwickauer Rathauses gestiegen. Dafür mussten sich die aus dem „Westen“ stammenden Aktivisten gestern vor dem Amtsgericht Zwickau wegen Hausfriedensbruch verantworten. Begleitet wurde der Prozess von einer Demo.
Mit FDJ-Hemd traten die Angeklagten im Gerichtssaal auf. Weil sie klar zu ihrer Uniformierung standen, ließ Richter Jürgen Dietel (62) die Hemden beschlagnahmen. Elisabeth R. (23) aus Nürnberg und Marlene
S. (31) aus Bremen kletterten während der FDJ-Demo am 7. März auf den Rathaus-Balkon und schwenkten die FDJ-Fahne. Weil Joachim F. (42) und Manel N. (27), beide leben in Regensburg, die Leiter hielten, werden sie der Beihilfe beschuldigt.
Obwohl alle vier gestanden, begann ein zäher Prozess. Die FDJler nutzten den Gerichtssaal als politische Bühne, lasen allesamt antifaschistische und prosozialistische Statements vor. Man habe Zwickau ausgewählt, weil hier der NSU aktiv war und im Rathaus die AfD im Stadtrat den Faschismus verkörpere. Währenddessen marschierten rund 30 FDJ-Anhänger unter den Augen eines großen Polizeiaufgebots mit Bannern vom Hauptmarkt Richtung Amtsgericht.
Richter Dietel setzte das Verfahren aus, weil der damalige Ordnungsbürgermeister Bernd Meyer (68,
Linke) den Strafantrag hätte stellen müssen und nicht Amtsleiter Rainer Kallweit. Zum nächsten Termin sind beide als Zeugen geladen.
Seit 2020 gibt es bundesweit verstärkt FDJ-Demos. Die DDR-Jugendorganisation wurde nie aufgelöst.