Chemnitzer Morgenpost

Haare ablecke, werde ich besoffen!“

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DRESDEN - 240 Sekunden 2. Liga reichten, dann zeichnete sich Sebastian Mai bei seiner Premiere als Torschütze aus. Mit seinem 2:0 (82.) vier Minuten nach seiner Einwechslu­ng machte er den Deckel drauf aufs Spiel. Dynamo siegte gegen Hannover mit diesem Resultat.

Danach sprintete

Mai an den Fans vorbei und lief zur Eckfahne. Auf dem Weg dahin bekam er das Bier der jubelnden Anhänger ab. „Wenn ich jetzt meine Haare ablecke, werde ich wahrschein­lich besoffen“, lachte der Kapitän nach der Partie.

Chris Löwe brachte einen Freistoß nach innen, Tim Knipping legte per Kopf ab, Mai hechtete in die Flugbahn der Kugel und köpfte sie ins Netz. Es war ein

Gefühlsaus­bruch. Schon auf dem Weg zur Eckfahne küsste er das schwarz-gelbe Trikot, Tränen kullerten.

Es war eine dieser Geschichte­n, die nur der Fußball schreibt. Mai ist Kapitän, durch eine Verletzung verpasste er nahezu die komplette Vorbereitu­ng. Er muss sich derzeit hinten anstellen, weil das Innenverte­idiger-Duo Tim Knipping und Michael Sollbauer prächtig harmoniert. Beim Spiel mit Viererkett­e fällt zudem der dritte Verteidige­r weg. Keine leichte Situation für den 27-Jährigen. So feierte er im dritten Spiel seine Zweitliga-Premiere als Wechsler - und dann noch das Tor. Wem da nicht warm ums Herz wird, der hat eins aus Stein.

Auch er kämpfte mit seinen Gefühlen: „Ich widme das Tor meiner Mutter“, sagte Mai nach dem

Spiel. Sie war im Spätherbst 2020 gestorben. Seine Familie und seine Truppe fingen ihn damals auf. „Aber es war auch wichtig: Mit dem Tor war das Spiel durch. Ich bin froh, dass dadurch die Partie entschiede­n wurde“, so Mai.

Er stellt sich komplett in den Dienst der Mannschaft, Erfolg vor Ego heißt es für ihn. „Nicht nur für mich. Alle, die reinkommen, leisten Unfassbare­s. Ich habe noch keinen gesehen, bei dem es dann im Team einen Leistungsa­bfall gegeben hat. Davor muss man den Hut ziehen“, so der Abwehrhüne. „Es ist nicht einfach, auf der Bank zu sitzen. Das will keiner, dafür ist man kein Fußballer geworden, gerade wenn man sieht, dass das Ding wieder fast voll ist“, sagte er mit Blick auf die Fans. „Der Tag wird mir immer Erinnerung bleiben, der bekommt ein großes Kreuz im Kalender.“

Thomas Nahrendorf

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